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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Maschinenpressen.

Schumacher in Hamburg und Hoffmann in Leipzighaben diese Presse verbessert. Zwar schwächer inder Kraftübung, aber zeitersparender ist Barne'sGlättpresse mit einer einfachen Schraube in der Mitteeines gußeisernen Gestelles. Die von Hopkinsonerfundene Athol Standing Press hat Deisler zuCoblenz in seiner ,, Glättpresse mit Spindel undKnabenschraube" vervollkommnet. Abbildung inMeyer's Journal 1836, No. 5.

Der Triumph aller Fortschritte der Typographiein unseren Tagen ist die Druckmaschine oderSchnellpresse, deren es verschiedene Arten giebt,welche aber alle darin übereinkommen, daß dieForm mechanisch geschwärzt und Menschenkräfteso viel als möglich geschont werden. Bei einigengeschieht der Druck, wie bei den gemeinen Pressen,mittelst des Tiegels oder der ebenen Fläche. In dieseClasse gehört die Druckmaschine von Applegathund Church, welche 1823 patentirt wurde. AndereMechaniker suchten den Bücherdruck mittelst einerWalzendruckmaschine zu bewerkstelligen. DerLetternsatz sollte auf eine Walze gebracht werden,die, indem sie sich dreht, von oben beständig ge=schwärzt wird, unten aber auf eine zweite etwaselastische Walze drückt. Würde das Papier zwischendiesen beiden Cylindern hindurch geleitet, so könnte,zumal bei Anwendung von endlosem Papier, dasDrucken ohne Unterbrechung geschehen und aufdiese Weise die größtmögliche Beschleunigung vorsich gehen. Schon 1790 ließ sich W. Nicholsonauf eine nach diesem Princip construirte Schnell-druckmaschine patentiren. Die Herstellung einersolchen Letternwalze zeigte jedoch große Schwierig-keiten und die Idee wurde wieder aufgegeben. Erstim Jahre 1815 rief sie Cowper wieder in das Leben.Ihre Schwierigkeiten suchte er dadurch zu überwin-den, daß er den Saß erst stereotypirte, die Stereo-typplatte alsdann krümmte und auf der Walze be-festigte. Doch der Zeit- und Kostenaufwand warzu groß, als daß ihr allgemeiner Beifall hättewerden können. Folgendes Constructionsprincipbehielt die Oberhand. Der Satz oder die Formwird auf gewöhnliche Weise gebildet und bleibtflach. Das Schwärzen und Abdrucken aber ge-schieht, indem die Form wechselsweise mit Cylindern

in Berührung kommt. Bei der einen dieser Ma-schinen steht die Form fest und die Schwarz-und Druckwalzen werden über dieselbe hin und hergeführt. Bei den Andern sind die Letzteren fest unddie Form, die auf einem Karren liegt, wird unterdenselben durchgezogen.

Der Erste, der mit glücklichem Erfolge Schnell-pressen nach diesem Principe und zwar mit Dampfausführte, war Friedrich König aus Eisleben,der bei 3. G. J. Breitkopf zu Leipzig die Druckereierlernte und dann Mechanik und Mathematik stu-dirte. Schon als Jüngling beschäftigte ihn dieseIdee. Nachdem er seine Geldmittel zur Ausfüh-rung des Vorhabens erschöpft hatte und sich imVaterlande vergebens nach Mithülfe umsah, ginger im Jahre 1804 nach England, wurde aber auchHier Anfangs wegen der vermeinten Träumereiverspottet. Der berühmte Typograph Bensleydurchschaute jedoch den Plan und traf mit ihm1807 eine Uebereinkunft, wonach Beide ein Patentnehmen wollten. Ein Freund König's rieth ihnt,zuvor Nicholson, der mit den legalen Formen desPatentnehmens vertraut sei, zu Rathe zu ziehen.Bensley übernahm dieses Geschäft. Nicholson aberäußerte, daß er schon vor stebenzehn Jahren dieseIdee gehabt und ein Patent darauf genommen, aberzu keinem genügenden Resultate gelangt sei. Mitt-lerweile hatte sich König 1812 mit seinem Lands-manne Bauer aus Stuttgart verbunden, der ihmden umsichtsvollsten Beistand leistete. Das unermů-dete Streben wurde endlich belohnt. Alle Versuchegelangen. Die beiden Deutschen verbanden sich mitHerrn Walker, dem Verleger der vielgelesenen Zeitzschrift, The Times". In aller Stille wurden indessen Officin zwei große Schnellpressen aufgeschlagenund mit einer Dampfmaschine in Bewegung gesetzt.Man denke sich das Erstaunen aller Welt, als daßBlatt der Times vom 28. November 1814 ankün-digte, es sei mit Dampf gedruckt worden!

Den nächsten Schritt, der zur Vervollkomm-nung der Schnellpresse gethan wurde, bezeichnetedie für Bensley gebaute Maschine, welcher dieErfindung auch auf Schön- und Wiederdruckangewendet wissen wollte. Sie zeichnet sich dadurchvor der andern aus, daß sie den Bogen auf beiden