IO4 Geschichte der christlichen Religion.
göttlichen Ursprungs, dem Schicksale aller menschli-chen Dinge nicht entgehen könne, sondern auch demWechsel und der Unbeständigkeit unterworfen sey.Doch es ist hier die Frage nicht, ob die Schicksaleder Religion traurig oder frölich sind; in der Ge-schichte kommt alles auf die Wahrheit an. Wirddieser große Bischof nicht verdächtig, daß er vonden Umstanden der Religion in den verschiedenen-Jahrhunderten des Christenthums so wenig sagt?Was für eine Vorstellung von demselben erhaltenwir aus einer aufrichtigen und unparteyischen Unter-suchung der Geschichte?
Die Religion hat unter viel reinern und erhabe-ner» Geistern, als die Menschen sind, widerwärtigeSchicksale erfahren müssen. Der Himmel hat En-gel gesehen, welche sich am Throne Gottes widerihre AuSsprüchc aufgelehnet haben. Selbst die Ge-genwart und Majestät der Gottheit hat sie nicht inGehorsam gegen ihre Herrschaft erhalten können.Was wird sie nicht unter Menschen leiden müssen,die bestandig mit so vielen Verführungen zu käm-pfen haben?
Die Wahrheiten der Religion haben ihren Ur-sprung von einem Gott, welcher heute und in Ewig-keit eben der Gott bleibt/ der er gestern und voirEwigkeit her war. Also müssen sie ihrer Natur nachxben so unveränderliche Wahrheiten bleiben, als erunveränderlich Gott ist. Ist eine Lehre göttlich, soist sie nicht darum Wahrheit, weil sie heute erst er-kannt und geglaubet wird, oder weil sie viele Jahr-hunderte nach einander geglaubet worden ist, ebettso wenig als ein Irrthum göttlich werden kann, undwenn er auch mehr als ein Weltalter hindurch für
göttlich