Zweyter Abschnitt. ^5
göttlich gehalten worden wäre. Gott hatte bey derSchöpfung des Menschen die Absicht, daß er mitollen seinen Nachkommen im Gehorsam gegen seinenWillen aus seiner Hand Freude und Glückseligkeiterwarten sollte. Daher hat es dem menschlichen Ge-schlechte zu keinen Zeiten an Gelegenheit gcfchlet, denWeg zu finden, welcher zu Gott, der einzigen Quelleunsrer Seligkeit, führt Dieses bezeugen alle Anstal-ten , die er der Religion zum Besten gemacht hat.Er selbst nahm den ersten Menschen bey der Handund führte ihn auf diesen Weg. Doch Adam bliebnicht auf demselben; er verlor ihn auö den Augen,sobald er selbst der Schöpfer seiner Glückseligkeit wer-den wollte. Wo wäre die Religion nach seinemFalle gewesen, wenn Gott selbst nicht dieses Lichtwieder angezündet hätte? wo ist derjenige, der sichrühmen könnte, so unfehlbar zu seyn, als Adamwar, da er aus der Hand Gottes kam? Gott offen-barte von Zeit zu Zeit einigen Rechtschaffnen seinenWillen, bis er endlich unter allen Völkern ein Volkaussonderte, unter welchen die Religion eine bestän-dige Wohnung haben sollte. Er selbst führte sieauf eine Art, die seiner Größe lind Majestät und ih-rer Würde anständig war, unter dieses Volk ein.Der Donner von Sinai, die dicke Wolke, worinirdieser Berg vor dem Volke eingehüllet wurde, dasseinen Gott entgsgengeführet worden war, das Tö-nen einer starken Posaune, das Feuer, in welchem derHerr herab kam, hätten bey den Israeliten einen solebendigen Eindruck zurücklassen sollen, daß sie nie-mals nachläßige und ungetreue Verwahrer der ih-nen verkündigten Wahrheiten geworden waren. Al-lein kaum schwiegen die Donner; der Sinai rauchte
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