Zweyter Abschnitt. -07
konnte! Er hatte zwar unter den Juden einen gan-zen Stamm ausgesondert, dessen Pflicht e6 war,beständig für die Erhaltung der Religion zu sorgen.Doch sie würde sich, aller Priester und Hoherprie-sier ungeachtet, der Erde wieder entzogen haben;denn eben die Priester und Hohenpriester wurdensehr oft ihre Verräther, wenn Gott nicht einen Pro-pheten nach den andern gesandt hatte, sich der ver-laßnen Wahrheit anzunehmen, und sie von ihrerFlucht aus der Erde zurückzurufen. Ihr Urheberhatte beständig Ursache zu klagen : Die Priester Ierem. s-gedenken nicht, vvoistder Herr^ die Gelehr-ten achten mein nicht; die Hirten führen dieLeute von mir; die Propheten weissagen vonBaal und hangen an unnützen Göyen. Ge-het in die Inseln Chitin,; sendet in Redar, undmerket mir Fleiß und schauer, obs daselbst al-so zugehe; ob die Heiden ihre Görrer andern,rviewohl sie doch nicht Götter sind. Sind die-se Klagen nicht eine getreue Geschichte der veränder-lichen Schicksale, welche die Religion unter den Iü-den erfahren hat? War nicht die Unbeständigkeitdieses Volkes gegen ihre Gesehe Ursache, daß esGott aus dem lande hinauswarf, welches nur zu sei-nem Besitze bestimmet war, und nicht durch die Al-täre fremder Götter verunheiliget werden sollte. KeinVolk ist mit so viel Unglück überschüttet, und in einerso langwierigen Empfindung seiner Drangsale erhal-ten worden, als das jüdische Volk. Man hat Län-der verwüsten, ihre Einwohner zu Sklaven verkau-fen , ganze Völker aus einem Reiche zu Colonien inandere Länder wegführen, sehen. Aber nach und -nach haben sich die Ucberwundenen mit den Ueber-
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