Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
Seite
109
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Zweyter Abschnitt» ,09

groß, denen sie sich nicht lieber Preis gaben , alsdaß sie den Götzen hätten räuchern sollen. Und den-noch war die Religion nicht vor allen Veränderunggcn unter ihnen gesichert. Man hatte zwar aufge-hört Abgötterei) mit seinen Sinnen zu treiben. Nun-mehr aber glaubten sie der Religion noch Ehre zumachen, wenn sie die Einfälle ihrer Vernunft unddie Erfindungen einer thörichten Weisheit vergötter-ten. Sie hatten vor dem die Stimme der Ver-nunft über das Ansehen der Religion nicht gehöret;denn sie würden, wenn sie ihren Ruf gehöret hätten,nicht so oft Abgötter geworden seyn, weil die Abgöt-terey nicht ein Misbrauch, sondern eine gänzliche Un-terdrückung dieses natürlichen, Lichtes ist.. Nunmehraber räumten sie ihrer Vernunft allzuviele Rechte ein»Unterstehet sich der menschliche Verstand nicht, ei-ne eigene Religion zu machen: so maßt er sich zumwenigsten die Gewalt an, die wahre Religion mitden Grundsaßen seiner Leidenschaften zu vereinigen,und sie durch eigene Zusätze zu vermehren. Sogieng es nunmehr unter den Juden. Sie waren inihrer Gefangenschaft mit der Weisheit der orientali-schen Völker, wenn man ihre Thorheiten also nennendarf, bekannt worden. Einige wollten diese Wis-senschaften nicht vergebens haben; sie wollten eineVereinigung zwischen der Wahrheit und dem Irr-thume stiften. Andere widersehten sich dieser Verei-nigung , .und unter dem Vorwande sich der Religionanzunehmen, suchten sie den Menschen ihre eigenenGedanken und Meinungen, als göttliche Aussprücheaufzudringen. Die Juden hatten sich nicht langevor der Ankunft Jesu Christi in verschiedene beson-dere Parteyen getheilet, die alle ihre besondere Mei-nungen

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