NO Geschichte der christlichen Religion.
nungen über die Religion hatten, und alle behau«pteten, daß ihre Lehrsätze die Aussprüche derOffenba-rung wären, denen niemand seinen Beyfall versagendürste. Wie sehr war die Religion unter den Ju-den von der Religion Moses und der Propheten un-terschieden! Welch eine Reinigung bedürfte sie nicht!Gab es nicht unter ihnen Pharisäer, Eßäer, Saddu-cäer, Therapeuten, und andere Seccen mehr? Undbehauptete nicht jede darunter, daß sie die rechtgläu-bigste wäre? Bey welcher war nun die beste Reli^gion? Wo war die sichtbare ununterbrochene Folgederselben?
Gleichwohl hatte Gott die weisesten Anstaltengemacht, die Religion unter seinem Volke vor allerVeränderung und Verfälschung zu bewahren. Erhatte die Juden auf eine sehr merkwürdige und sicht-bare Weise von andern Völkern unterschieden. Deräußerliche Gottesdienst war so eingerichtet, daß nichtallein der Verstand und das Herz, sondern auch dieSinne beschäftigt und unterhalten wurden. AllsVeränderung war durch die fürchterlichsten Drohun-gen untersagt. Die bürgerliche Ruhe und Glückse-ligkeit war auf das genaueste mit der Reinigkeit derReligion verbunden. Und dennoch konnten sie dieseund noch mehr Anstalten nicht vor der Veränderungschützen. So sehr übertreibt der menschliche Ver-stand seine Freyheit; er will mehr als frey, er willununterwürsig seyn, obgleich eben diese Begierde,sich unabhängig zu machen, der gewisse Weg zurSclaverey ist.
Jesus Christus kam, der Religion ihre ursprüng-liche Schönheit wiederzugeben, alle fremden undmenschlichen Zusätze davon abzusondern, und nach
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