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Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
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Zweyter Abschnitt. m

einen erhabnen Ausdrucke eines Propheten, dasSilber zu schmelzen und zu läutern, sondern auch diegöttlichen Wahrheiten durch neue Zusätze, die ebenso göttlich sind, zu erhöhen. Er wollte, weil in ihn»alle Opfer und Vorbilder erfüllt wurden, den allzu-slimlichen Gottesdienst aufheben, und die Reit-gion so einrichten, daß sie nicht an ein besonderesVolk gebunden bliebe, sondern sich auf dem ganzenErdkreise ausbreiten, und bey allen Völkern eineWohnung finden könnte. In den Lehren, die erselbst verkündigte, und seinen Aposteln zu verkündigenbefahl, herrschten sehr wenig Geheimnisse, ausge-nommen , die größte Deutlichkeit und die edelsteEinfalt. Die Vernunft selbst hatte, wenn sie sichihnen mit Aufrichtigkeit und ohne Vorurtheile na-hete, Ursache, vollkommen mit ihnen zufrieden zuseyn. Die Offenbarung öffnete dem menschlichenVerstände weitere Aussichten, zeigte ihm die sicher»Wege der Glückseligkeit, und erklärte ihm sehr vie-les in der Schöpfung, was ihm vorher ohne diesesLicht unverständlich und ein Räthsel gewesen war.Die Gesetze der Sittenlehre Jesu Christi fodertennichts, was nicht auch die Gesetze der natürlichenBilligkeit foderten, wenn sie recht verstanden wur-den. Verlangte sie auch einige neue Tugenden; sowaren sie so beschaffen, daß eine unparteyische Ver-nunft einräumen mußte, daß sie der größte und er-habenste Schmuck der menschlichen Natur wären.Dieses alles zu beweisen, braucht man weiter nichtszu thun, als die Lehren blos anzuzeigen, derenGlauben und Ausübung die Offenbarung befiehlet.

Die Offenbarung zeigt neue Aussichten in derSchöpfung, und besonders in dem vernünftigen

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