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Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
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512 Geschichte der christlichen Religion.

Theile derselben. Man erkennet wohl, daß die ganzeNatur, vermöge der mannigfaltigen Ordnung undSchönheit, welche darinnen ausgebreitet ist, keinWerk eines blinden Zufalles seyn kann. Allein, wenndie Welt das Werk eines weisen Wesens ist, woherLommen die unzählbaren UnVollkommenheiten, be-sonders die moralischen? Wo ist der Ursprung de«Bösen zu suchen? Wenn man besonders die Men-schen ansieht, so bemerket man wohl an ihren Ver-langen, glückselig zu seyn, daß sie nicht zum Elendebestimmet seyn müssen. Allein warum ist er dochunglückselig, und warum hat er bey aller der Größeseines Verstandes nicht so viel Einsicht, daß er einensichern Weg zur Glückseligkeit finden kann, die e>?doch so begierig sieht? Die Offenbarung reißt unsaus dieser Ungewisheit, und laßt uns nicht auf diethörichte Meynung gerathen, daß etwa eine feind-selige Gottheit die Geschöpfe eines weisen und güti-gen Wesens aus Neid verunstaltet habe. Alle Ge-schöpfe, sagt sie, waren gut, als sie aus der Handi B. Mof. Gottes hervorgiengen. Er sahe an, was er ge-^ ^' macht harre, und siehe, es war alles sehr gut.Die reinen Geister und die mit einem Körper beklei-deten Menschen waren ohne Sünde, und also voll-kommen. Vom obersten Seraph bis zum niedrig-sten Wurme hinunter herrschte eine allgemeine Ord-nung und Uebereinstimmung; alle Theile der Schö-pfung stunden in dem vollkommensten Verhältnißegegen einander. Die größte Schönheit der Geisterist die Freyheit. Doch weil sie endlich waren, konn-ten sie das beste Geschenk misbrauchen. Es ge-schah. Einige der erhabensten Geister wurden Goceungehorsam, und diese verleiteten die ersten Mm»

schen.