Zweyter Abschnitt. 127
kommnen Reinigkeit blos in der heiligen Schrift,nicht aber gewiß und unfehlbar in Jerusalem , oderAntiochien, in Constantinopel, oder Rom , finden kön-nen. Sehr oft hat man zwar die Geheimnisse, abernicht die Sittenlehre der Religion wider die Irrgläu-bigen vertheidigt, ungeachtet Irrthümer in der Sit-tenlehre, wo nicht gefährlicher, doch eben so schädlichsind, als Irrthümer wider die Geheimnisse. Wieoft hat man nicht sehr gute äußerliche Anstalten ge-macht, die Frömmigkeit zu befördern, und den Eiferder Christen zu entzünden. Man hat wohl gar ausunschuldigen Absichten heidnische Gebräuche nachzu-ahmen, und dadurch zu heiligen gesucht. Alleinman hat auch sehr bald die löblichsten äußerlichenAnstalten mit der Frömmigkeit selbst verwechselt, undsie endlich zum Wesen der Religion gemacht. Baldhaben Menschen ihrer Vernunft zu viel eingeräumet,und zu viel gegrübelt- Erst hat man diese Aus-schweifungen nur einschränken wollen. Nach undnach ist man aus verschiedenen Absichten in die ent-gegengesetzten Ausschweifungen verfallen; man hatgar nicht untersucht, und dem menschlichen Ansehenzu viel eingeräumet. Dieses hat Anlaß gegeben,erst abergläubisch, und hernach nicht viel besser, alsabgöttisch, zu werden. Die Kirchenversammlungender späteren Jahrhunderte werden solches erweisen.Einige haben gesucht, ob sie die Verlornen Wahrhei-ten wieder finden könnten; sie haben die Misbraucheder herrschenden Kirche verworfen. Sie haben Wi-derstand gefunden; sie sind vielleicht verfolgt wor-den ; der Zorn hat sich alsdenn ihrer so bemächngt,daß sie an ihren Verfolgern alles, oft die Wahrheiteben so sehr, als den Irrthum, gehasset haben. Das
cjlste.