52Z Geschichte der christliche« Religion.
eilfte und zwölfte Jahrhundert wird uns davon Be-weise genug darbieten. Die herrschenden Kirchensind eben so weit gegangen; berauscht von ihrer Un-fehlbarkeit, und stolz vielleicht auf ihre Macht, habensie sehr oft die Stimmen der Wahrheiten für Stim-men von Aufrührern gehalten. Kurz, man findetin der Geschichte der Kirche eine bestandige Abwech-selung solcher Veränderungen in der Religion, dieuns ein trauriger Beweis sind, daß sie Menschen ge-geben worden ist.
Wir werden vors erste diesen traurigen Beweisaus den abwechselnden Umständen führen, in welchensich die christliche Religion von den Zeiten der Apo-stel an bis auf das zehnte Jahrhundert befunden hat.Ihre Geheimnisse erhielten sich in dem Kampfe wi-der die Irrthümer der Juden und Gnostiker. Al-lein die Reinigkeit der christlichen Sittcnlehre wurdebesteckt. Die heilige Schrift blieb nicht allzulangedie einzige Quelle unsers Glaubens und unserer Ge-setze; man setzte ihr sthr bald eine mündliche Sagean die Seite, deren Urheber man gleichwohl nichtkannte.' Die Verfolgungen gaben den Christengroße Beyspiele der Sündhaftigkeit. Als die Kir-che zur Ruhe kam, glaubte man genug gethan zu ha-ben, wenn man sie erst bewunderte, hernach aber-gläubisch verehrte, und endlich abgöttisch anbetete.Die Bischöfe misbrauchten die Ehrfurcht, die derErdkreis für ihr Amt halte, vielleicht im Anfangeaus Eifer für die Religion gegen die Irrenden, undin der Folge, aus Herrschsucht, gegen alle Menschen,und besonders gegen ihre Beherrscher. Die Cleri-sey sing an, mit Wissen in vielen Lehrsahen der Reli-gion irrig Zu werden, weil sie mächtig werden wollten.
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