Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
Seite
139
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Zweyter Abschnitt.

Gesetz, KkoZ durch die Hülfe ihrer Philosophie, diemeisten Gesetze der Moral erkannt und ausgeübt zuhaben. Vielleicht verachteten sie auch die Iüdcn>daß sie sich, ungeachtet so großer und mannigfaltigerWohlthaten Gottes, dennoch so oft gegen ihn empö-ret, und endlich den Messias selbst gekreuziget undverworfen hatten. Paulus suchte also sowohl dieGriechen, als die Jüden, zu demüthigen, jene wegenbeS Misbrauchs ihrer Vernunft zur Abgötterey undden schändlichsten Ausschweifungen, diese wegen ihresStolzes. Beyde lehrete er, daß niemand vor denAugen Gottes Verdienste zur Rechtfertigung harte,daß vielmehr die Gnade Gottes blos von dem glau-bigen Vertrauen auf Jesum Christum abhicnge.Damit auch die Juden umständlicher von der wah-ren Absicht des levitischcn Pricsterthums und des da-mit verknüpften Ceremonialgesctzcs unterrichtet wer-den möchten, schrieb der Apostel den Brief an dieEbräer.

Kaum aber waren die Christen auf dieser Seitewider den Irrthum bewahret, als die Wahrheit voneinem andern angefallen wurde. Paulus hatte ge-lehret, daß alle guten Werke keinen Menschen in den-Augen Gottes gerecht machen könnten. Man nahmdaher Anlaß zu behaupten, daß die Werke ganz un-nütz wären. Weil die Christen von der Verbind-lichkeit gegen das mosaische Ceremonialgesch losge-sprochen waren: so wollte man sie lieber auch vonden Pflichten des Sittengeselzes frey machen. Manhatte die Menschen gern überredet, daß sie frech seynkönnten, weil die Religion lehrte, daß sie frey wä-ren. Diesen Irrthum bestritt Iakobus in seinemallgemeinen Briefe. Er lehrte, daß der Glaube