Adverbium, i. Arten. §. 471. 35
Weil dieses Unselbständige, es sey nun an oderaußer dein Dinge befindlich, wenn es von dem selb-ständigen Dinge gesagt werden soll, vermittelst einesVerbi von demselben gesagt werden muß, so hatman diesen Redetheil das Adverbium genannt,weil er zunächst das Verbum begleitet, und dessenPrädicat vollständig macht. Unter allen gramma-tischen Kunstwörtern ist dieses uoch eines der tref-fendsten uud schicklichsten. Nicht so das Deutsche^ebenrvsrt, wodurch man jenes ersehen wollen,und welches eigentlich gar nichts sagt, daher ihn: derlateinische Ausdruck immer noch vorzuziehen ist. .
So richtig uun der lateinische Nahme an undfür sich ist, und so sehr er auch auf das Deutsche Ad-verbium passet, so sehr ist doch dieses ini Ganzenvon dem lateinischen verschieden, und der Hartsinnunserer Sprachlehrer, welche diesen Unterschied nichteinsehen wollten oder konnten, hat tausend Verwir-rungen und Ungereimtheiten in die bisherigenDeut-schen Sprachlehren eingeführet. Die LateinischeSprache kennet eigentlich keine andere Adverbia alsUmstandswörter, und ob sie gleich Adverbia hat,welche von Eigenschaftswörtern, oder vielmehr vonihrer Wurzel abgeleitet sind, mslus, msls, optimus,optime, so bedeuten sie doch insgesammt eine Artund Weise, uud gehören in so fern gleichfalls zu denUmstandswörtern. Dagegen gebraucht der Latei-ner in sehr vielen Fällen, wo der Deutsche ein Be-schaffenheitswort nöthig hat, sein Adjectiv, l>umc>elt^/o/«5, 6Iius ell ^o^/e//, lcic» te/ttüm// LÜ'e ^'n'-/e?«, mater liabetur , rez erat
u. s. f. In allen diesen und tausend ähnlichen Fäl-len muß der Deutsche ein Adverbium nehmen. DieUrsache ist leicht zu finden. Der Unterschied zwi-schen einer Beschaffenheit und einer Eigenschaft
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