572 r. TH. 4.Abschtt. Syntax.
Allein mit der Zeit lernte man die Eintönigkeit undWeitschweifigkeit einer solchen Art des Vertragesempfinden, und sich Mittel verschaffen, die Rede ab-zuändern und abzukürzen, ohne der Verständlichkeitzu nahe zu treten. Man lernte zwey Sätze, welcheeinerley Subject oder einerley Prädicat hatten, ineinen zu verwandeln, der Feind kam und todtere,für der Feind kam, der Feind todtste; manlernete bis Wiederhohlung der Nahmen durch diePronomina vermeiden, man fand Mittel, mehrereSäße auf mannigfaltige Art in einen verbinden, undselbst die Gemüthsstellung des Sprechenden durch dieFolge der Wörter in dem Satze zu bezeichnen.Dadurch entstand nun nach und nach eine großeVerschiedenheit in den Sätzen, welche sich doch ins-Zssammt auf zwey Gesichtspuncte zurück führen läs-set, auf die Materie des Satzes, d. i. auf die Be-griffe und Vorstellungen, welche er enthält, und aufdie Form desselben, welche von der Gemüthöstellungdes Sprechenden abhängt.
In Ansehung der Materie ist ein Saß entwe-der einfach, wenn er bloß aus dem Subjecte unddessen Prädicate bestehet; oder zusammen geseyt,wenn zwey und mehrere Sätze zu einem einigen Sa-tze verbunden werden, der denn folglich mehrere Sub-jecte mit ihren Prädicaten enthält. Beyde Artensind entweder nackte Sätze, wenn fowohl das Sub-ject als dos Prädicat, ohne alle nähere Bezeichnungausgedruckt werden, oder ausgebildete, wenn bey-de nach ihren Verhältnissen, Eigenschaften oder Um-ständen, doch nur vermittelst einzeler Redetheile oderBestimmungswörter, z.B. durch Adverbia , Ad-jectiva, Präpositionen mit ihren Casibus u. s. f. näherbezeichnet werden; oder endlich erweiterte, wennVerhältnisse, Eigenschaften, ^ Umstände,, Bedingun-gen