6z6 2. Th. Von der Orthographie.
manchen Buchstaben mehr als einmahl den Vorwurfgemacht hak, daß sie nicht Deutsch sind. Im schärf-sten Verstände ist kein einiger einfacher Buchstab,dessen wir nnS jetzt bedienen, Deutsch , sondern siesind insgesammt lateinisch, das c und y so gut, alsdas ^ und ;. Daß das L unmittelbar aus demGriechischen Alphabete entlehnet worden, ist uner-weislich, und aus der Diplomatik erhellet, daß es mder Lateinischen Current-Schrift der spatern Zeitenvollkommen üblich war. Doch hier ist noch nichtder -Ort, von einzelen Buchstaben zu reden.
Als die Angelsachsen sich des heutigen Englau-deS bemächtigten, fanden sie daselbst den Samen derCultur von den Römern eben so sehr ausgestreuet,als die Franken. Sie nahmen daher, so bald siesich zum Schreiben bequemten , gleichfalls das Latei-nische Alphabet an, doch mit einigen Veränderun-gen, welche die Beschaffenheit ihrer Sprache noth-wendig machte. Ihre in Deutschland und dem süd-lichen Dänncmark zurück gelassene Brüder sträubtensich noch einige Jahrhunderte gegen die Cultur, weilsie nicht so viele Veranlassung dazu hatten. Erst im8ten und 9ten Jahrhunderte bekamen sie mit den An-fangsgründen der christlichen Religion anch die ersteAnlage zur künftigen Cultur, und da solches an-fänglich durch Missionarien aus dem heutigen Groß-Vritcmnien geschahe, so ward dadurch auch die An-gelsächsische Schrift in dem heutigen Niedersachsen eingeführet, wenigstens so weit sich bey einem nochso rohen Volke, welches sich gegen alle engere bür-gerliche Verbindung sträubet, eine Schrift einfüh-ren lässet. In alten StiftS-und Kloster-Biblio-theken sowohl Ober- als Niederdeutfchlandes, z. B.zu S. Gallen, Wurzburg, Fulda , u. s. f. sind ver-schiedene Angeljachsische und Irländische Handschrif-ten