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Bd. 2 (1782)
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i.Kap. Allgemeine Grundsätze. §.4.5. 6Z9

Als die Buchdruckerkunst erfunden ward, behieltman diese Schrift, weil sie damahls in allen Hand-schriften üblich war, auch in ganz Europa in den ge-druckten Büchern bey. Allein, als der gute Geschmacksich mehr auszubreiten, und sich selbst bis auf die -Schrift zu erstrecken anfing, so empfand man dasWiderwärtige und Barbarische in den eckigen Schrist-ziigen, und vertauschte sie mit denjenigen Figuren, wel-che in den schönen Zeiten Roms üblich gewesen waren.In Italien , wo der Geschmack am ersten reifte, ge>schahe solches zuerst, und so bildete sich die rundeItaliänische Schrift, welche zuerst i» Italien gang-bar ward, und sich von da nach Frankreich, Spanien ,England und zuletzt nach Holland verbreitete, so wieder gute Geschmack in jedem Lande immer mehr Feldgewann. Gemeiniglich geschahe solches zuerst inAnsehung der in Lateinischer Sprache geschriebenenBücher, aber für dje Landessprache behielt man diealte eckige so lange bey, bis die Verbreitung desGeschmackes auf die untern Classen der Nation, aufwelche bey den Schriften in der Landessprache im-mer am meisten gesehen werden muß, sie auch hierverbannte.

§. 5. Eben so machten es die Deutschen nebst Fort-jhren nördlichen Sprachverwandten, den Dänen und setzuns.Schweden ; nur mit dem Unterschiede, daß sie diealte eckige Schrift für die Landessprache noch jetzt bey-behalten haben, daher noch jetzt alle Deutsche, Dä-nische und Schwedische Bücher mit derselben ge-druckt werden, obgleich für die Lateinische schonlängst die neuere ruude eingeführet ist. Die Ursachedieser Beybehaltung ist leicht einzusehen. Ein Theilder obern Classen ziehet seit langer Zeit Frankreichs Sitte und Sprache seiner vaterländischen vor, undder gelehrte Theil ehrete ehedem nur sein Latein,

und