64c) 2. Th. Von der Orthographie.
und hat noch jetzt nicht die gehörige Achtung für sei-ne Muttersprache, obgleich die Liebe für die Römi»sche in den neuern Zeiten gar sehr abgenommen hat.Die Deutsche Schrift ward daher am häufigsten vonden mittlern und untern Classen gelesen, allein aufdiese hat sich der gute Geschmack in Deutschland nochnicht so sehr verbreitet, daß sie da6 Ungestalte dereckigen Schriftzüge lebhaft genug empfinden könn-ten. Es haben daher auch alle bisher gemachte Ver-suche, die Deutsche Sprache mit Lateinischer Schriftzu drucken, noch nicht den gehofften Beyfall gefun-den. Es kam noch ein Umstand dazu, welcher dasseinige dazu beytrug, den Beyfall, welchen diese Än-derung verdiente, zu vermindern, und dieser bestanddann, daß diejenigen, welche diese Änderung unter-nahmen, sich zugleich allerley Neuerungen in der Or-thographie erlaubten, welches viele auf die ungsgrün-dece Meinung brachte, daß beyde nothwendig miteinander verbunden werden müßten.
Man hat zur Empfehlung der runden Lateini-schen Schrift unter andern auch den Grund ange-führet, daß Ausländern, welche in ihrer Spracheeinmahl an diefe Schrift gewöhnet sind, die Erler-nung der Deutschen Sprache dadurch leichter undangenehmer gemacht werden würde. Allein dieserGrund sagt so viel wie nichts, weil um der Schrift-züge willen wohl niemand eine Sprache erlernenwird, weil sonst die Ungarische, Böhmische, Pohl-uisch? und andere fremde Sprachen, welche die rundeItaliänische Schrift gleichfalls angenommen haben,häufiger erlernet werden müßten, als wirklich ge-schiehet.
Bey den verschiedenen Arten der Deutschen Schriftzüge darf ich mich hier nicht aufhalten, weilsie theils einem jeden ohnehin bekannt sind, theils
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