i.Kap. Allgemeine Grundsätze. §.7. 645
de hat das weiter keine nachtheilige Folgen, weildiese nur für den gegenwärtigen Augenblick gilt, unddiese ganze Veränderung der Sprache nach einför-migen dunkel empfundenen Analogien geschiehet.Allein die Schrift ist für eine längere Zeitdauer be-stimmt, und der Vortheile des Tones, der Mine undGeberde des Sprechenden beraubt. Sie würde da-her ihre erste wesentliche Eigenschaft, die möglichstleichte Verständlichkeit, verlieren, wenn sie der immerveränderlichen Aussprache auf jedem Schritte nach-folgen wollte. Hier hat also die allgemeine Verständ-lichkeit das Naturgesetz schreib rvie du sprichstdurch das positive Gesetz, bezeichne durch dieSchrift die nächste Abstammung, rvenngleich die Aussprache sie nicht bezeichnet,eingeschränket. .
Die Abweichung der Schrift von der Sprachebey den Völkern des westlichen Europa's bestehet inder That vornehmlich darin, daß die nächste Abstam-mung, welche die Aussprache längst verlassen hat,in der Schrift beybehalten, und dadurch die all-gemeine Verständlichkeit für das Auge, aller Ver-änderungen der Aussprache ungeachtet, immer nocherhalten wird. Allein, da die Schrift ein Werkdes Bedürfnisses, und kein Spiel des WißeS oderder müßigen Grille ist, so bezeichnet sie auch dienächste Abstammung nur so lange, als sie etwaszur allgemeinen Verständlichkeit beytragen kann.Verlieret sich das Stammwort aus der Sprache,oder wird es durch die Länge der Zeit für den größ-ten Theil der Nation zweifelhaft und unbekannt, sotritt auch das Naturgesetz wieder in feine Rechte ein,und die Schrift nähert sich nach und nach wiederder!. Aus sprach?, weil die Absicht, warum sie sich vonihr^entfemte, nicht mehr Statt findet, und die Ab-
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