650 2. Th. Von der Orthographie.
ses ist leichter gesagt, als gethan, weil sich der Menschnie ganz willkührlich bestimmt, sondern wenigstenseinigen Grund dunkel empfinden muß, warum erso und nicht anders verfahret, bey der Erfindungeines neuen Buchstabens aber ein solcher Grundwegfällt, weil die Buchstabenschrift jetzt zu weit vonihrer ersten Stütze, der Hieroglyphe entfernt ist, alsdaß ihr dieselbe mehr dazu dienen konnte. Manwar also genöthiget, für den vollen Zischlaut das sbeyzubehalten, weil dessen eigenthümlicher laut jenemam nächsten kam.Fort- §. 10. Was also die meiste Schwierigkeit bey
sctzung. der Anwendung des allgemeinen Gesetzes, schreibrvie du sprichst, macht, sind die angenommenenfremden Schriftzügs, deren eigenthümliche laute denbauten der Deutschen Sprache nicht so vollkommenangemessen sind, daß nicht auf der einen Seite man-cher Überfluß, und auf der andern mancher Mangelherrschen sollte. Ich habe bereits in dem erstenTheile §. 11. die vornehmsten Unbequemlichkeiten an-gezeiget, welche das Römische Alphabet, so fern esfür die Deutsche Schrift dienen soll, bey sich führet,und will selbige hier nicht wiederhohlen. Das sindfreylich Unbequemlichkeiten; allein keine Unbequem-lichkeiten, welche die Deutsche Sprache allein hätte,sondern die ihr mit allen bekannten Sprachen ge-mein sind, und die viele andere in einem noch weitgrößsrn Maße haben. Die Griechische Sprache istin dem schönen Zeitraume Griechenlandes die wohl-klingendste und vollkommenste, die wir kennen, unddoch hat ihre Schrift alle die Mängel, welche mander Deutschen nur vorwerfen kann, und wir würdenderen weit mehrere entdecken, wenn uns ihre Aus-sprache bekannter wäre. Die Deutschen haben dieseUnbequemlichkeiten auch zu allen Zeiten empfunden,
und