Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
682
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682 2. Th. Von der Orthographie.

zwey wesentliche Vorzüge vor ollen übrigen, theilsdaß sie unter allen übrigen durch den langen Fort-schritt des guten Geschmackes am meisten ausgebil-det ist, weil sie sonst unmöglich die allgemeine Schrift-sprache hätte werden können, welches sie doch durcheine freywillige einmüthige Annahme des ganzenDeutschlandes geworden ist, theils- weil sie das Mit-tel zwischen den einander entgegen gesetzten Ober-lind Niederdeutschen Mundarten ist, und daher inollen Provinzen gleich verständlich ist. Der süd-lichste Oberdeutsche und der nördlichste Niederdeut-sche verstehen einander nicht, sondern verhalten sichgegen einander, wie Menschen, welche ganz verschie-dene Sprachen reden; allein das Hochdeutsche ler-nen beyde sehr bald und ohne viele Mühe verstehen,weil es gewisser Maßen auö beyden zusammen ge-setzt ist, und das Übertriebene in beyden gleich sehrmildert. Es ist dieses ein sehr schätzbarer Vorzug,welchen wenige Schriftsprachen anderer Völker wer-den aufzuweisen haben, welche immer nur die Mund-art der Hauptstadt des Reiches sind, wo die Umstän-de nicht allemahl zusammen treffen, welche die Chur -sächsischen lande für sich haben, welche in der Mittevon Deutschland liegen, und deren Einwohner, dieeinheimischen Wenden abgerechnet, ursprünglich ausOber-und Niederdeutschen bestanden.

Allein die Chursächsischen Lande sind wieder inverschiedene Provinzen getheilet, und jede hat ihreeigene Mnndart. Der Landmann in Meisten sprichtanders als der im Churkreise, und dieser wieder an.ders als der im Erzgebirge . Selbst in den Städ-ten findet sich ein Unterschied, weil die untern Clas-sen in der Aussprache von den obern merklich abwei-chen. Allein, wenn man den Umstand, welcher dieMundart der Chursächsischen Lande,zur Schriftspra-che