,.Kap. Allgemeine Grundsätze. §.i6. 68z
che'erhoben hat, erwäget, so kann diese Verschieden--heit der Mundarten und Aussprachen keinen Ein-wurf wider das Hochdeutsche abgeben. Bloß derausgebildete gute Geschmack hat dasselbe aus den ver-schiedenen Mundarten dieser Provinzen heraus geho-ben , und da dieser seinen Sitz weder bey dem Land-Volke, noch in den untersten Classen der Städte, son-dem in den mittlern und obern hat, ob er sich gleichvon diesen bis zu jenen verbreiten kann: so sind auchdiese der eigentliche Sih der Hochdeutschen Mund-art, welche in ihnen eben so rein gesprochen wird,als unsere besten Schriftsteller sie nur schreiben kön-nen. Aus diesem Gesichtspuncte muß man dennauch die Vorwürfe ansehen, welche manche, undselbst Sprachlehrer, der Aussprache in den Chur -sächsischen Landen machen, wenn sie z.B. sagen,man spreche in Leipzig Fleesci?, Veen, Rollen,Bodden u. s. f. für Fleisch, Dein, Aohlcn,Boden. So sprechen daselbst Aufwärter und Auf-wärterinnen, aber keiner aus den obern Classen, ermüßte denn in der Erziehung und dem Geschmackevöllig verwahrloset seyn. Das sind Mängel, wel-che in allen Sprachen Statt finden und Statt fin-den müssen, weil ausgebildete Sprachen ein Werkdes Geschmackes sind, dieser aber unmöglich bey al-len einzelen Personen selbst einer und eben derselbenClasse gleich seyn kann, daher unter Personen glei-chen Standes immer eine besser spricht als die an«dere. In dem alten Rom sprach und schrieb nichejeder, selbst nicht jeder Consul, so rein, wie Cicero ,und in dein heutigen Paris , welches sich in Ansehungdes guten Geschmackes der erste Ort in der Welt zuseyn dünkt, ist die Verschiedenheit nicht geringer. Ein-zeln Personen kommen daher hier eben so wenig inVcttachtunZ, als in andern Werken des Geschma-ckes,