6g6 2. Th. Von der Orthographie,
Fällen dadurch weggeschaffet, daß er dem Nominati-ve ein e anhängt, und dadurch das harte einsylbigeWort zugleich biegsamer, runder und wohklingendermacht. In den mittlern Zeiten gebrauchte man da-für das o, wovon unser dero, ihro, dahero, nunsmehro u. s. f. noch übrig ist. Wer dieses mildern-de e den Hochdeutschen als einen Fehler der Ausspra-che vorrücken kann, verkennet den Gang der Culturin der Sprache, und setzt die harte OberdeutscheAussprache als die einige richtige voraus.
Aus allen zusammen genommen ergibt sich nun-mehr die erste Einschränkung oder vielmehr nur nä-here Bestimmung des Naturgesetzes der Schrift:man schreibe der besten Aussprache gemäß,so ivie sie in den südlichen ChursächslschenLanden, dem Vaterlande der HochdeutschenLliundarr, in den obern Classen allgemein ist.Das wird freylich manchen anstößig zu seyn schei-nen; allein der ganze Anstoß liegt nur in den Wor-ten , nicht aber in der Sache. Denn ein jeder, wel-cher Hochdeutsch schreiben wollte, hat ja bisher wirk-lich so geschrieben, wie man in den Chursächsischenjanden spricht, oder wie er dunkel glaubte, daß mandaselbst spreche. Er hat nur nicht gewußt, daß das,was er schreibt, wirklich die Chursächsische Mmidartder obern Elasten ist, und daß diese folglich cuichdie Richtschnur seiner Schrift seyn muß. Das kannden übrigen Provinzen so wenig nachtheilig seyn, alses für die Italiänischen Staaten nachtheilig ist, daßsie die Flormnsche Mundart zum Muster der Aus-sprache und Schrift nehmen müssen, wenn sie gutItaliänisch schreiben und sprechm wollen, oder alses den hemahligen Griechischen Provinzen war, daßsie sich in den höhern Graden der Cultur Griechen-landes