Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
725
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2.Kap. Einzeler Buchsraben. §.2?. 725

sen, daß sie alle Eigenschaften hat, welche mannur von ihnen erwarten kann, und daß die bishergewöhnliche Deutsche Orthographie die Orthographiealler bekannten Sprachen an vernünftiger Einrich-tung, Bestimmtheit und leichter Faßlichkeit sehr weitübertrifft. Die Ursache liegt darin, weil sie erst inden neuern Zeiten nach der Reformation, da dieHochdeutsche Mundart zugleich die Schrift- und ge-sellschaftliche Sprache des gesittetem Deutschlandesward, eingerichtet worden, zu welcher Zeit Verstandund Geschmack hinlänglich aufgeklaret waren, so daßdie dunkele Empfindung, welche allein alles in Spra-chen bewerkstelliget, hier mit mehrerer Sicherheit zuWerke gehen konnte. Nicht, als wenn man vorhergar keine bestimmte Grundsätze gehabt hätte; denn diesämmtlichen Grundsätze der heutigen Orthographiesind schon in den ältesten Zeiten sichtbar, allein siewurden nur noch sehr dunkel empfunden, und dahernur sehr mangelhaft und unvollkommen befolgt.

Es kommt nur darauf an, ob die Hochdeutschenin Anwendung dieser Grundsätze so glücklich gewesen,ass sie in Annahme derselben waren, und dieses wird indiesem und dem folgenden Kapitel untersucht werden.Ich bemerke dabey vorläufig, daß man nicht vergessenmuß, daß die Hochdeutsche Orthographie die Ortho-graphie einer Schriftsprache ist, welche allen übrigenProvinzen zugleich die wahre Aussprache des Hoch-deutschen auf eine den Bedürfnissen und der Faßlich-keit einer jeden von ihnen gemäße Art benbrmgm soll.Zu der Zeit, als sich die jet-r übliche Orthographie inObersachsen bildete, und sie Hut sich hi>'r eb«>n so sehrgebildet, als die Hochdeutsche Mundart s lbst. zu derZeit, sage ich, warm die Chursäcbfifchen Universitä-ten mit P^rsonm aus allen Pr;vi"<en angefüllet;man hatte also ihre lebendige Aussprache in der-