778 2. Th. Von der Orthographie.
tigen Fällen einer andern klärer empfundenen Anals-gie weichen müßre, so kann es nicht befremden, das;solches auch hier geschehen ist. Ohne Zweiffel fanddas alte th, es mag nun säuselnd oder hauchend seynausgesprochen worden, nur vor und nach gedehntenHülfölauten Statt. Da die Aussprache desselbennur nach und nach , folglich nach sehr unmerklichenGraden verloren ging, so blieb d.iS th in der Schrift,und als endlich die Aussprache völlig vergessen war,so war doch das th noch immer ein Zeichen der Deh-nung, und ward als ein solches beybehalten. Selbstdie neuere Hochdeutschs Mundarr behielt es bey, alssie sich im sechzehnten und dem folgenden Jahrhun-derts auszubilden, und dadurch zugleich den Grundz» der h-uligen Orthographie zu legen anfing, ver.muthlich als ein bequemes Mittel, die richtige Aus«spräche mancher Provinzen zu leiten.
Es kommt noch dazu, dzß das t, wenn es voroder nach einem gedehnten Hüifslaute stehet, wirklichgelinder ausgesprochen werden muß, als vor oder nacheinem geschärften. Thal, Theil, Muth, lautendoch wirklich gelinder als Tand, ranzen, har;obgleich nicht so gelinde, als der, Dieb, doch.Ohne Zweiffel empfand man auch das, und dieß wardenn ein Grund mehr, das th beyzuhalten.
Freylich wird das th nicht vor oder nach allengedehnten Hülsslauten geschrieben. Man schreibtTadel, Tafel, Tag, Tod, Tuch, Tugend, Gut,Blut u. s. f. Allein der Fälle sind in Vergleichungmit den übrigen in der That mir wenige, und diesenkommt denn das zu Statten, was von den Deh»nungszeichen überhaupt gesagt worden. Wo dieProvinzal-Aussprache keine Leitung bedürfte, daließ man sie weg.
Da