2. Kap. Einzclcr Buchstabe«. §. 6c>. 777
als ein Mittellaut zwischen dem d und s auSgespro-che» ward. Diesen Laut bezeichneten nun die älte-sten Franken, als sie in Gallien die RömischenSchriftlichen annahmen, mit rli, so wie die Römerd^s Gu.chische g auf eben dieselbe Art ausdruckten,und die heurigen Englander, welche diefcn Laut nochhaben, bezeichnen ihn gleichfalls mit t!>. So wiesich nachmahls die Franken unter den Oberdeutschenverloren, so daß auch ihre Mundart fast völlig Ober«deutsch ward, so verlor sich auch die säuselnde Aus-sprache dnö rh, und ging völlig in ein t über. Undin so ferne wäre uns das rl) jeht überflüssig, und wirkönnten es immer mit dem r vertauschen, weil es docheinmahl nicht anders aussprochen wird.
Da der gesunde Menschenverstand, selbst wenner nach dunkeln Empfindungen der Absicht und Mit-te! hand elt, wie er denn in Sprachen nichts andershandeln kann, sich keinen unnützen Überfluß zuSchulden kommen läßt: so hat die Nation diesesZeichen auch gewiß nicht aus einer blinden Gewohn-heit beybehalten, sondern sie muß triftige Ursachengehabt haben, warum sie das rh in manchen Fällennoch immer, und zwar auf eine sehr übereinstimmigeund allgemeine Art schrieb, obgleich die wahre Aus-sprache seit tausend und mehr Iahren verloren undVergessen war.
Da das rh wirklich nur allein vor oder nach ge-dehnten Hulsslauten gebraucht wird, so scheinet es,daß man das h in demselben sehr frühe als ein Deh-nungszeichen gebraucht, und dann würde es das äl»tiste Dehnungszeichen seyn, welches wir haben. Frey-lich wird sonst die Dehnung nur nach dem Vocal,nicht aber vor demselben bezeichnet; allein da mankeine einige Regel oder Analogie hat, welche ohneAusnahme wäre, d.i. welche nicht in manchen strei-
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