2.Kap. Einzeler Buchstaben. §.6o.6r. 779
Da das th einmahl als ein Zeichen des t voroder nach einem gedehnten Hülfslaute bekannt war,so ward es in manchen Fällen mit dem in der näch-sten Abstammung gegründeten h verwechselt, unddem t angehänget, da es doch demselben billig vor-stehen sollte. Drath, V7arh, Farch, für Drahr,ZTlath, Fahrt von drehen, nähen, fahren. Insolchen Fällen, deren doch mir wenige sind, bleibt e6»mverwehrt, es wieder an seine gehörige Stelle zusetzen, weil die Änderung unbedsuteud'ist, und dlirchBezeichnung der nächsten Abstammung die Verständ-lichkeit befördert. Aber um deswillen mit Mos-henn und einigen Neuern, das h überall von dem rzu reisscn, eö unmittelbar an den gedehnten Vocal zuhängen, auch wo die nächste Abstammung es nichterfordert, und ^7oht, rahten, Tahl, lVehrr,ruhn, Tiehr, Ttthrm, n. s. f. zu schreiben, heißtdie Sache zur Ungebühr übertreiben, und Neuerun«gen ohne Noth und Nutzen wagen.
Gottsched glaubte, das th siehe nur in solchenWörtern, wo die Niederdeutschen ein d haben, undgründete darauf die Regel, daß man es in allen denFällen im Hochdeutschen schreiben müsse, wenn esim Niederdeutschen das d ausdruckt. Allein daswidevlegt sich durch den ersten Anblick, weil das Hoch-nnd Oberdeutsche r im Niederdeutschen eben so oftdurch d ausgedruckt wird, als das th. Man müßtealsdann Thoth, Thag, Thing, rhapftr u. s. f.schreiben, weil die Niederdeutschen Dod, D«g,Ding, dapper schreiben und sprechen.
61. Man siehet aus dem bisherigen wohl, daß Henrigerman keine Regeln erwarten dürfe, wo ein th zu Krauchschreiben ist, oder nicht, eben so wenig, als man die desselben.Fälle, wo die Dehnung durch h oder auf andere Art
bezeich-