Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1782)
Entstehung
Seite
797
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5. Kap. Orthogr. Zeichen. §. 8z. 797

wo gleichfalls der Apostroph unnöthig ist. Man ge-braucht ihn daher vornehmlich nur da, wo nach demweggeworfenen e die Aussprache leiden könnte, inwelchem Falle die Verständlichkeit ein Zeichen desauögestoßcnen Vocales eisordert. Dahin gehöretvornehmlich der Fall, wenn das e nach weichen Con-sonanten ausgeworfen wird, damit sie nicht hart lau-ten. Wollte jemand die dritte Person von rasenzusammen ziehen, und rast schreiben, so würde manleicht rast wie die Rast lesen und verstehen können.,daher der Apostroph hier unentbehrlich ist, ras'r. Soauch prüf't, verrves'c. Ingleichcn in Ansehungdes es, er sprach's, hab ich's? Ausser der ver-traulichen Sprechart ist indessen diese Zusammenjie-hung nur Dichtern erlaubt.

Man hat seit einiger Zeit angefangen, die Lehrevon dem <slcttlis aus der Lateinischen Prosodie auchauf die Deutsche Prose anzuwenden, und daher be-hauptet, daß von zwey in zwey Wörtern zusammenkommenden Hulfslauten allemahl der erste weggewor-fen, und durch den Apostroph bezeichnet werden müs-se: klein' Aussichten, groß' Erwartungen»Allein von einer Sprache läßt sich auf die andere keinSchluß machen; noch weniger läßt sich von der Con»venienz der Lateinischen Prosodie ein Schluß auf dieDeutsche Prose machen. Schrieben etw« die Latei-ner arm'ill^eiuis oder inZenti' sring, oder gar in-Zem'arma? Die Vermeidung des Hiatus hat nurin einer ohnehin sehr weichen und schlüpfrigen Spra-che ihren Nutzen; aber dafür kann man gewiß dieDeutsche nicht ausgeben. Sie ist manchen schon zusehr mit Consonanten versehen, und daher hat dieneuere hochdeutsche Mundart das mildernde e einge-führet, diese Härte besonders in einsolbigsn Wör-tern