Ausgabe 
5 (28.12.1845) 52
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von Christo festgesetzte heilige Ordnung es wollte, abgehalten wor-den von den Bischösen der Kirche aller Länder und Nationen;was sie von Glaubenslehren erklärt und von Kirchengesctzen ange-ordnet hat, ist bis heute von der ganzen Kirche, von Millionenund aber Millionen Christen anerkannte heilige Norm; wo abersind jene Irrlehren, gegen welche die Synode zusammentrat? wosind z. B. die Hauptsätze derAugsburger Confession," die heuleden Protestanten (nicht aller Länder, sondern nur) eines Landes,ja nur Einer Gemeinde als Norm dienten? gegen die nicht einhundertfacher Protest" erhoben würde? Wurden doch dieWenigen, die am Glauben Luthers sich festklammerten, um nichtebenfalls in den Strudel der Denkgläubigkeit mit hinein zu gera-then, wie Scctirer gehalten und behandelt!

Auch heute, nach drei Jahrhunderten, erschallt wiederein Ruf nach Synoden; aber nicht nach einer allgemeinenKirchcnvcrsammlung, sondern nach Diöccsansynodcn, wie sie DasConcilium '1'ricle!»tim>m angeordnet habe. Die jetzigen Schreiersind von den damaligen verschieden, daß sie sich noch nicht außerder Kirche gestellt und das Dogma, wie es die Kirche festgesetzt,angeblich unberührt lassen. Aber im Uebrigcn gleichen sie sich,wie ein Tropsen dem andern. Geschrei um Abschaffung des Cöli-bats, der Ohrcnbeichte, der Kirchensprache, des Cercmoniendienstes,frecher, »ngemessener Tadel gegen Papst, Bischöfe und geistlicheObern, Verfluchung und Verwcltlichung der Kirchenlicht: das istheute, wie damals, der Inhalt der bis zum Ekel wiederkehrendenKlagen und Beschwerten, Forderungen und Drohungen Derer,die nach Synoden schreien. Nber, daß auch unsere heutigenSchreier keine kirchlichen Synoden, keine Synoden in altbewährterNorm und Form wollen, liegt klar zu Tage. Laien sollen mitim hohen Rathe sitzen, und statt daß in ächtkirchlicher Weise derBischof die' nach dem Kirchenrecht befugten Männer um sich sam-melt, sollen und wollen die Schreier, die Cölibatstürmer undBcichtfcinde den Bischof gleichsam vor sich citiren, nm durch diealso leicht erreichbare Stimmenm hrheit gegen den Geist und dieGesetze der katkolischen Kirche Beschlüsse zu fassen. Synoden, dienach christ icber Weise, in althergebrachter Form, in gläubiger undfrommer Gesinnung gehalten werten (Üe seyen allgemeine oderbesondere) haben stets Befestigung im Glauben und Schärfung derKirchcndisciplin >ur Folge gehabt, und würden auch heute nochdenselben Erfolg haben; Synoden würden auch heute noch geschärftterc Bestimmungen gegen cingeschlichene Mißbräuche und Aerger-nisse, gegen anstößigen Wandel der Geistlichen, gegen Lauigkeitund Gleichgültigkeit im Empfange der Sacramenle, gegen Will-kür in den liturgischen Formen :c. zur Fol e haben, gerade dasGegentheil von Dem, was die Schreier wollen. Ein neuer Be-weis, daß sie nicht Synoden wollen, wie das Tndcntinum siebeschreibt, sondern Synoden in ihrem Sinne, wo das Gelüstedestructiver, ze> störender Tendenzen durch Herbeizichung von Krethiund Plethi Erfolg haben lönntc. Das ist gewiß: würden unsereBischöfe Synoden zusammenbcrufcn, We sie das Tndcntinum will,und wie seit dieser so segcnrcichen Kirchenversammlung in vielenDiöccsen (z. B. in Köln ) gehalten wurden die jetzt so nachSynoden schreien, wären die Ersten, w lche dagegen Protest erhöben!

Aber es dürfte vielleicht gut, ja nothwendig ssyn, wenn unsereBischöfe Diöccsansynodcn, versteht sich in katholischem Sinne, ab-hielten? Nothwendig ist es nicht; denn irber alle die Puncte,welche die Ncologcn in und außer der Kirche in Frage stellen,über den Cölibat, die Beichte, die Liturgie:c. hat die allgemeine

Synode zu Trident die bestimmtesten Erklärungen und Vorschrif-ten gegeben; eine Diöccsansynode wird doch Beschlüsse eines öku-menischen Concils nicht ändern, geschweige gar umstoßen wollen,wären eS auch nur Disciplinarpuncte! Und nun gar diese wich-tigen Institute, das Cölibat und die Beichte, in deren Vertei-digung die Kirchen der ganzen katholischen Welt Eins sind! Wohlist es hie und da nothwendig, eine allgemeine und geläutcrtereHandhabung der Kirchendisciplin einzuschärfen; dazu bedarf es aberkeiner Synode, nur der sorgfältigsten Amtsführung der Kirchen-obern, die die Kirchengesctze mit Umsicht und Gewissenhaftigkeitgeltend zu machen haben. Daß in dieser Beziehung in den Ge-genden, wo diese Synodenschreier sind, diese Diöccsansynodcn,wenn ihre Zusammenbcrufung nicht aus anderen Gründen unzu-lässig oder doch unrathsam wäre, ihr Gutes haben könnten, kannnicht gelciugnet werden; wohl möchten sie den verkommenen Kle-rus mancher Decanate zurcchtzuweisen, auf Zucht und Sitte inihrem Hauswesen, ans Anstand in ihrer klerikalischcn Haltung,auf Treue in Handhabung des Bußlacraments und vieles andereNothwendige zu dringen alle Ursache finden. Aber, wie gesagt,das ist es nicht, was die Neologen mit ihrem ungestümen Ge-schrei nach Synoden wollen, sondern daS, was in allen christlichenJahrhunderten verrufen und verpönt war, das gerade Gegentheilder eigentlichen Synodalaufgabc. Was der Constanzcr Decan mitseinen Anhängern will, sind nicht solche kirchliche Synoden,welche im Leben und in den Sitten dieser eigentlichen Wcltprie-ster übervollen Anlaß zur Erneuerung und Schärfung der Kirchcn-disciplin fänden, sondern geistliche Kammcisitzungcn, welche dieKirchensützungen durch Bcillvtage und Stimm,ctiel abmcichcn undim Geiste deS sprudelnden Champagners und wortreicher Toasteihre Weihe und Kräftigung fänden.

Es ist nicht zu läugnen: auch jetzt, nach drei Jahrhunderten,ist eine trübe und wirce Zeit. Herrscht auch unter den Gliedernder katholischen Kirche mehr Einheit und Leben, als je zuvor indiesen drei Jahrhunderten, so tobt und raset eS um so mehrum sie herum; und sitzen auch auf den Bischosstühlen in allenLändern fast durchweg tüchtige, ihre Zeit und ihre Stellung be-greifende, charakte!feste Kirchenfürsten, so ist doch an allen Seitenein Widerstreben irdischer Gewalten, ein Kampf weltlicher Ele-mente gegen die Zwecke der Kirche bemerkbar, wie es seit der so-genannten Reformation nie so allgemein, wenn auch in einzelnenLändern allerdings stärker, sich zeigte. Dem Allem gegenüber hatauch jetzt, wie v,or drei Jahrhunde-ten, die katholische Kirche einenschweren Stand: aber daß die katholische Kirche , wie dazumal,aus den sie umschwärmenden Wirr- und Jrrsalen nur herrlicherhervortreten wird: deß sind wir, im Bewußtseyn unserer innerengeistigen Kraft und im Vertrauen auf den Herrn, gewiß. Der! Rückblick auf die vor drei Jahrhunderten gehaltene Versammlung,!deren Satzungen bis heute der ganzen katholischen Welt Norm,Freude und Ruhm sind, kann uns nur in diesem Vertrauen stärken.! Bischöfe wie Priester werden im Lause deS nenbegonncncn Jubel-jahres diese ermutigenden und erstellenden Gedanken für sich unddie ihnen anvertrauten Gemeinten zu benutzen verstehen.

Vom Neujahr an wird das SonntagS-Beiblatt, wie schonangekündigt, im Format der Postzcitung erscheinen. Indem wir zumAbonnement einladen, bemerken wir, daß dasselbe auch auf rein Wegedes Buchhandels zu beziehen ist, und zwar um den jährlichen Preisvon Ist. 30 kr. oder Nthlr. 1. _

Verantwortlicher Redacteur: L. Schönchen.

Verlags. Inhaber: F. «. Krem er.