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wenn wir sagen, auf die unbedingte Meistbegünstigung machenwir wohl Anspruch, jedoch unbeschadet dessen, was wir mitOsterreich-Ungarn vereinbart haben oder vereinbaren werden,daß dann die Gegenseite, die ja doch auf Parität schon desScheines wegen den allergrößten Wert legen wird, sagt: dannmachen wir aber auch entsprechende Vorbehalte für Vorzugs-behandlung unter uns und zu unseren Gunsten. Und danuist, da wir ja mit nicht weniger als zwölf Feinden zu tun haben,— ich glaube zwölf sind es jetzt — ein solcher Ring unterihnen geschlossen, immer unter Bezugnahme auf unsere Verein-barung mit Osterreich-Ungarn , daß entweder praktisch die un-bedingte Meistbegünstigung ins Wasser gefallen ist oder aberauf die allergrößten Schwierigkeiten bei den Friedensver-handlungen stoßen wird, wenn sie in dem Umfange, den wirdurchaus brauchen, durchgesetzt werden soll.
Meine Herren, so sieht im großen und ganzen die deutscheGeschäftswelt diese Fragen an, und darum steht sie demSchlagwort Mitteleuropa allerdings ziemlich ungläubig gegen-über, mit einem Wort, sie hält nicht viel davon, aber ausguten Gründen, nicht aus Indolenz. (Beifall.)
Geh. Regierungsrat Professor Dr. Hermann:
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe dasWort nicht erbeten, um den Ausführungen unseres verehrtenReferenten irgend wie entgegenzutreten. Im Gegenteil, ichfreue mich, seinen fesselnden Darlegungen im wesentlichenbeistimmen zu können. Auch ich verbinde mit dem Gedanken„Mitteleuropa " nicht die Vorstellung eines sich möglichst selbstgenügenden exklusiven und aggressiven Imperiums, eines Trutz-bündnisses, obwohl es diesen Charakter vielleicht erhalten kann,wenn unsere Feinde auch nach dem Frieden den Handelskriegdurchaus fortsetzen wollen. Einstweilen ist es mir aber weitmehr der Ausdruck für die tief eindringenden Gemeinsamkeiten,welche der Krieg nun einmal zwischen uns und Österreich-Ungarn hat entstehen lassen. Es soll die Zeiten der Über-gangswirtschaft erleichtern, das heißt also die Rohstoffver-sorgung, die Wiederherstellung der Währung, die Lösungfinanzpolitischer Probleme, die Rationalisierung der Österreich -ungarischen Volkswirtschaft besonders durch eine billige Ver-sorgung mit Stahl und Maschinen, die jetzt vielfach fehlt, undschließlich die Aufnahme Polens in die mitteleuropäische Volks-wirtschaft. Von größter Bedeutung wird es ja sein, daß zwischenMitteleuropa und Osteuropa möglichst bald gute Beziehungen