Als England 1846 zum Freihandel überging, wardie Welt britisches Wirtschaftsgebiet. England nannte sichmit Stolz „die Werkstatt der Welt". Es hoffte, daß dieübrigen Nationen zum Freihandel übergehen und fort-fahren würden, Rohstoffe und Nahrungsmittel gegen eng-lische Gewerbeerzeugnisse auszutauschen. Der Größe desdamaligen England war der Globus gerade groß genug.Nur derjenige versteht die großen Manchesterleute Eng-lands — einen Cobden, I. Bright —, der den Freihandelals Mittel der britischen Weltherrschaft erfaßt: Beherr-schung der Welt durch den Handlungsreisenden und denPreiskurant. Damals durfte der Brite Kosmopolit sein,weil britisches Interesse und Menschheitsinteresse für ihnzusammenfielen. Insbesondere zeigte sich diese Verkuppe-lung idealer Menschheitsintcresscn und höchst realer briti-scher Wirtschaftsinteressen bei der Loslösung der spanischen und portugiesischen Kolonialgebiete von ihren Mutter-ländern. „Spanisch-Amerika frei und, wenn wir unsereSache nicht sehr schlecht führen, englisch. " Mit Rechtkonnte Grillparzer solcher Freiheitsfreundlichkeit die Wortezurufen:
„Ihr schwärmt entzückt mit begeisterten Blicken
Mir die Freiheit der Länder, die ohne Fabriken."
Aber die anderen Nationen waren weit entfernt, demSirenengesänge der Freihändler zu folgen. Fr. Listforderte die allseitige Ausbildung der menschlichen Fähig-keiten für die Nation auch auf wirtschaftlichem Gebiete;er forderte neben der Landwirtschaft, insbesondere für dieVereinigteil Staaten und für Deutschland, den Ausbau desGroßgewerbes und der Schiffahrt. Eine Nation ohneIndustrie schien ihm „ein Individuum mit einem Arm,das sich eines fremden Armes bedient, dessen Beihilfe esaber nicht für alle Fälle versichert ist". Eine Nationohne Schiffahrt war ihm „ein Vogel ohne Flügel, ein Fischohne Flossen, ein zahnloser Löwe, ein Hirsch an der Krücke,ein Ritter mit hölzernem Schwert, ein Helote und ein