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England und Deutschland / von Prof. Dr. v. Schulze-Gaevernitz
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Politiker hat zwar in einem Nebel von Alkohol und Tabaks-qualm so mancher Zeitungsskribent hat mit Tinte undFeder das britische Weltreich zertrümmert, aber damitlediglich das eigene Vaterland geschädigt. Es wäre erfreu-licher, solchen Wahnwitz mit Stillschweigen übergehen zukönnen; leider wird er in England beachtet und ernst ge-nommen. Ein verständiger Mann wie Sir Harry Johnston ,und nicht er allein, behauptet, Deutschland baue seineFlotte, um Südafrika und Australien zu erobern und demBriten einmaritimes Sedan" zu bereiten. (!)

Demgegenüber handelt es sich gar nicht um die Frage, obes für Deutschland , ob es für die Menschheit wünschenswertwäre, daß das britische Weltreich in Stücke ginge. Ich per-sönlich würde diese Frage nachdrücklich verneinen. Inmeinen Augen ist das britische Reich eine Kulturtatsacheallerersten Ranges, welche insbesondere der breiten Masseder farbigen Menschheit zu segensvoller Erziehung ge-reicht. Indem es ihr die Geldwirtschaft aufzwingt, ent-fesselt es den Einzelmenschen von tausendjährigen Ge-wohnheiten und Gebundenheiten und leitet ihn, wie Hegel so schön ausführt, durch die Arbeit schrittweise zur Frei-heit. Ein Angriffskrieg auf diese bewunderuswerteOrganisation, welcher roher Raubsucht und verächtlichemNeide entspränge, hätte, um ein tiefsinniges Wort Goetheszu gebrauchen Gott nicht in sich.

Glücklicherweise jedoch liegt diese Frage uns überhauptnicht zur Entscheidung. Seit dem Buche des Kapitäns Mahausteht es fester denn je, daß England nur von einer Machtbesiegt werden könnte, welche die dauernde Herrschaft überdie britischen Meere an sich risse. Hierzu gehörte eineFlotte, welche der englischen nicht nur ziffernmäßig ge-wachsen, sondern an schweren Schlachtschiffen überlegenwäre. Eingekeilt zwischen Rußland und Frankreich , hatDeutschland während des ganzen 20. Jahrhunderts daserste Landheer der Welt zu unterhalten. Es übersteigtoffenbar die Kräfte der deutschen Volkswirtschaft, danebennoch eine Flotte zu tragen, welche über Englands Seemacht