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England und Deutschland / von Prof. Dr. v. Schulze-Gaevernitz
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politischen Vorherrschaft Preußens über die deutsche Kleinstaaterei entschieden wurde. Der größerbritische Zoll-verein ist trotz aller Schwierigkeiten denkbar, weil dieHerstellung eines gemeinsamen staatsrechtlichen Organsnicht ausgeschlossen ist. Ohne die Voraussetzung um-wälzender politischer Katastrophen ist das mitteleuropäischeZollparlament Utopie.

Gegenüber derartig vagen Zukunftshoffnungen ist esjedenfalls weise, die vorhandenen Märkte zu pflegen. Wirwerden uns wohl oder übel an den Gedanken gewöhnenmüssen: der britische Freihandel ist keine Selbstverständ-lichkeit mehr. Wir stützen ihn dadurch nicht, daß wiroffene Tür" predigen und das Gegenteil tun. Ins-besondere sollten wir in solchen Zöllen Maß halten, welcheversteckte Ausfuhrprämien für unsere industrielle Ausfuhrermöglichen. Jeder derartige Zoll wird von England alsuickair" empfunden und ist ein Nagel zum Sarge desenglischen Freihandels. Dieser Freihandel aber ist unserInteresse. Ein Wertzoll von 10 bis 20«/», wie ihn Cham-berlain vorschlug, würde bereits viele Zweige der deutschenAusfuhr stark behindern, in einzelnen Fällen sogar pro-hibitiv wirken. Auch hätten wir eine weitere Verschärfungder Vorzugszölle zugunsten Englands auf dem Boden derbritischen Kolonien zu fürchten.

Noch vor wenigen Jahren versicherten deutsche Frei-händler, daß Kanada die dem Mutterlande gewährtenVorzugszölle alsbald andern Staaten durch Handels-verträge zugänglich machen, daß keine weitere britischeKolonie dem kanadischen Beispiele folgen werde usw. DieseProphezeiungen sind durch die Ereignisse widerlegt worden.Selbst einer liberalen und freihändlerischen Zentral-regierung gegenüber sind die kolonialen Vorzugszölle nichtnur beibehalten, sondern noch erweitert worden. (Neu-seeland 1907.)

Auf der andern Seite wollen wir uns hüten, einenetwaigen Sieg der britischen Finanzreformer allzu tragischzu nehmen. Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, daß

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