Mißbrauch der fürstlichen Äewnlt,
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und aus eigenen Erlebnissen Bilder von der Willkür, der Roheitund der Erbärmlichkeit des Treibens dieser kleinen Tyrannen ge-geben, die uns die vereinzelten Angaben in jenen Reichshofrats-urteilen und sonst anschaulich machen. Lang schreibt mit einemgewissen Humor, der den Eindruck mildert. Wir lachen vielleichtoft, wo wir uns empören müßten. Aber ohne solche Beigabe wäreauch der Blick auf die Galerie verbrecherischer Gesellen, die dieRolle von Regenten unseres Volkes spielten, schwer zu ertragen.
Auch in den größeren Territorien wurde Name und Begriff desStaates verzerrt und entehrt. Württemberg, Hessen-Kassel, Sachsenerlebten im Übermaß, was zu schildern Peinlich ist. Der Soldaten-handel deutscher. Fürsten , der sich an Gemeinheit und Grausamkeitvon dem Sklavenhandel der Negerfürstcn nicht unterscheidet, dieüppigen, in ebenso abgeschmackter wie sinnloser Verschwendung wett-eifernden Hofseste, die Bauten in Dresden und Kassel , die Un-summen, die auf Maitressen verwendet wurden, und die Erbärmlich-keit, mit der Frauen und Töchter von den „besseren" Familien zuMaitressen angeboten wurden — all das bildet einen jammervollenZug im Bilde der deutschen Monarchie. Als das Fräulein vonSchlotheim sich der Lüsternheit ihres „Landesvatcrs" — er soll 74uneheliche Kinder hinterlassen haben — entzog und ihre Eltern siedann dem Wüstling auslieferten, fand das die Gesellschaft nichtunrecht. „Der hessische Adel", äußerte eine Kasseler Dame zu einerentrüsteten Freundin, „durfte sich doch diesen Vorteil nicht ent-gehen lassen." Als Ergänzung mag die Notiz dienen, daß dieserLandesvater seine Wildlinge mit einer Rente ausstattete, die aufeinen Zuschlag zur Salzsteuer gegründet wurde, oder der frivoleRuhm des kurfürstlichen Hofes zu Bonn unter Klemens August und seinem Nachfolger (1723—84), oder ein Blick auf die kleinenHäuser, die das Palais im Großen Garten zu Dresden umgebenuud noch heute verkünden, mit welcher Schamlosigkeit diese auf ihrgöttliches Recht pochende Gesellschaft von Fürsten und Fürsten-dienern ihren Lüsten nachging.
Von dem Markgrafen Karl Friedrich Wilhelm von Ansbachwird erzählt, daß er einen Schornsteinfeger vom Dache schoß, weilseine Maitresse sehen wollte, wie der Kerl da herunterpurzelte, und