Österreich sucht Italien zu befriedige».

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Soldaten, welche zum Kriege drängten. Aber den Krieg nach zweiSeiten wollten auch die Diplomaten vermeiden, und schon EndeApril plante der Kaiser, Venetien aufzugeben, um Italien vondem Bündnis mit Preußen abzuziehen. Der Entschluß wurdejedoch nur halb gesaßt: nicht unmittelbar wollte man Veneticn anItalien geben, sondern man bot es Napoleon an uuter der Be-dingung, daß er Italien in dem Kampfe zur Neutralität zwiugeund daß Österreich dann Preußen niederwerfe nnd ihm Schlesien nehme. Wenn es diesen Ersatz gewonnen, wolle Österreich Venetiendurch Napoleon an Italien überlassen, und zwar gegen eine Geld-summe zur Befestigung der nun offenen Südgrenze.

Napoleon war ärgerlich, daß Preußen ihm keinerlei Zusagenals Lohn für seine Neutralität machte, aber die Verbindung mitÖsterreich schloß sür ihn doch vieles ein, was seiner ganzen Auf-fassung der Stellung und Bedürfnisse Frankreichs nnd der Napoleoni-schen Dynastie widersprach. Deshalb nahm er das österreichischeAngebot uicht gleich an, sondern verlangte, daß Österreich Venetienschon vor Ausbruch des Krieges abtrete, falls Italien sich ruhighalte, nicht erst nach der Eroberung Schlesiens. Auch versuchte ergleichzeitig von Bismarck eine bestimmte Zusage zu erlangen unddeutete auf die Rheinlande. Aber als Bismarck ihm wieder aus-wich, da machte er am 4. Mai Italien die Mitteilung, daß es dieersehnte Landschaft ohne Krieg gewinnen könne, nur gegen die Ver-pflichtung der Neutralität in dem Kriege Österreichs gegen Preußenund gegen Zahlung einer Geldsumme. Die Verhandlung ist nachvielen Seiten wichtig, vor allem und zunächst aber zeigt sie, wiewenig Wahrheit die feierlichen Versicherungen enthielten, womitÖsterreich am Bunde zn erweisen suchte, daß es den Krieg nichtgewollt habe und an den: Brnch des Bundes unschuldig sei.

Die Verhandlungen Österreichs mit Napoleon wurdeu in Berlin sofort bekannt, weil Napoleon sie benutzte, um Zusagen von Preußen zu gewinnen; und sie mußten jeden Zweifel daran beseitigen, daßPreußen sich nur durch das Schwert schützen könne.

Italien hat das lockende Angebot abgelehnt, weniger aus Ver-tragstreue gegen Prenßen als aus mancherlei sachlichen Erwägungen,deren Gewicht sich auch heute noch verstehen läßt. Empfing Italien