Nachwort.
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Episoden ihrer Geschichte, wie sie z. B. in der Schrift deS RegierungsratsGrävell „Neueste Behandlung eineS preußischen Staatsbeamten", Leipzig 1818,geboten wird, sind in dieser Beziehung wie aus anderen Gründen ein dringendesBedürfnis.
Daran mochte ich eine andere Mahnung anknüpfen. Memoiren zuschreiben ist eine eigene Sache, und wer es unternimmt, opfert leicht den bestenTeil des Stoffes dem Streben nach einer gewissen Abrundung der Darstellung,oder der Scheu, dem Schein der Ruhmredigkeit zu verfallen. Deshalb richteich an alle, welche die Erkenntnis der Geschichte deS scheidenden Jahrhundert?fördern wollen, die Bitte, in der Weise der Erinnerungen von Haus Viktorv. Unruh Aufzcichnnngen über einzelne Vorgange und Geschäfte zu machen undan unsere historischen, namentlich die lokalhistorischen Zeitschriften die Auf-forderung, solche Aufzeichnungen zu veranlassen und zu sammeln. Erst durchsolche Tarstellungen werden die Akten verständlich. So hat auch mir dasLeben selbst die wichtigsten Hilfsmittel für das Verständnis der Dinge geboten,die ich darzustellen unternahm. Es war mir vergönnt, die großen Entschei-dungen des Jahrhunderts an Orten und in Verhältnissen zu erleben, die reicheBeobachtung gestatteten, mit Männern der verschiedensten kirchlichen, socialenund politischen Parteien in regen Verkehr zu treten und trotz eifriger Teil-nahme an den Kämpfen der Zeit und nntten in diesen Kämpfen auch mitmanchem Gegner herzliche Freundschaft zu bewahren. Das gewährt abgesehenvon dem menschlichen Gewinn und Trost eine Hilfe für das Verständnis derVorgänge und Personen, wie sie kein Reichtum an Akten und Aufzeichnungengewähren kann.
Mancher Satz der Darstellung ist in der Hoffnung niedergeschrieben worden,daß ich in einem größeren Anhang reichliche Zusätze und Belege geben könnte,aber aus verschiedenen Gründen muß ich darauf verzichten und beschränke michdaher auf wenige Punkte.
1. Zu der Einleitung S. 3. Unter den Zeugnissen für die Periode deSSoldatenhandels ragen hervor die „Briefe und Berichte des Generals und derGeneralin v. Riedesel während des nordamerikanischen Krieges in den Jahren1776—1783 geschrieben". Freiburg i. B. und Tübingen 1881. Mohr (P. Siebeck).Der General und seine Gemahlin erweisen sich als wirklich vornehme Leute voneinfacher Frömmigkeit, feiner Empfindung und in jeder Not erprobtem, tüchtigemWesen. Um so mehr ist zu bemerken, daß sie mit keinem Worte das Unrechterwähnen, das den Soldaten geschah, die von den Fürsten so schändlich verkauftwaren. Der höhere Begriff des Staates war ihnen fremd.
Das S. 6 erwähnte Urteil Mösers lautet: „Der vierten Periode s16. bis18. Jahrhundert) haben wir die glückliche Landeshoheit oder vielmehr ihre Boll-kommenheit zu danken." Die Schilderung von Bützow S. 17f. ist FriedrichZarncke , Kleine Schriften 2, 259f. entnommen.
2. Zum ersten Kapitel. Die Gegner der Stein-Hardenbergischen Reformerscheinen leicht auch persönlich in einem ungünstigeren Lichte, weil sie sich not-wendigen Maßregeln widersetzten. Um so mehr ist darauf hinzuweisen, daß der„Vater der preußischen Junker", der alte Fr. Aug. Ludw. v. d. Marwitz, jedeuLeser seines Nachlasses (2 Bde. Berlin 1852. Mittler) durch sein kräftigesWesen für sich gewinnen wird. Ein kürzlich (Historische Zeitschrift, 82 S. IV0f.)