Eine originelle Heilmethode erzählt uns auch Brantomevon Brusquet, dem Hofnarren König Heinrichs IL,Franz' II. und Karls IX . Als er einen Hofmann voneiner heftigen Kolik befallen sah, empfahl er ihmfolgendes prompt wirkende Heilmittel: „Ich stecke",sagte er, „in solchen Fällen einen Finger der Linken inden Mund, einen Finger der Rechten in die untei'eÖffnung, dann wieder umgekehrt, eine halbe Stundelang." Einen Beweis, wie zäh derartige Schnurren imGedächtnis des Volkes haften, bietet die Tatsache, daßsie noch in unserem Jahrhundert Friedrich den Großenin den Mittelpunkt dieses Begebnisses stellt. Der großeKönig hatte nämlich einmal ein Geschwür im Halse,das die Ärzte nicht zu schneiden wagten. Es würdeaber zum Aufbrechen kommen, wenn der Patient ein-mal von Herzen lachen würde. Dieses Verdikt derÄrzte drang zu einem Korporal, der bei einer Besichti-gung durch Friedrich seinen Leuten befahl: „Hosenrunter! Zeigefinger der Linken in den Mund, Zeige-finger der Rechten in den Arsch!" Und nach einigenMinuten: „Wechselt!" Der beabsichtigte Erfolg sollauch prompt eingetreten sein.
Von einer Heilung durch Urin weiß uns Diodor vonSizilien zu berichten: „Ein König von Ägypten , der seitzehn Jahren blind war, bekam vom Orakel den Rat,seine Augen mit dem Urin einer Frau zu waschen,die die Treue gegen ihren Mann niemals gebrochenhätte. Der König gebrauchte zunächst den Urin seinerGemahlin, darauf den Urin der Gemahlinnen seinerHofleute und den von vielen ^ eibern seiner Residenz.Allein keiner von allen verschaffte ihm sein Gesichtwieder. Endlich hatte der Urin einer armen Gärtners-frau für ihn die erhoffte Wirkung. Erließ alle Weiber.
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