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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
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unsicher machten, was um so leichter möglich war, daman die Straßenbeleuchtung noch nicht kannte. Siehielten die Passanten an, nahmen ihnen ihre Börse, undschließlich wurden die Beraubten gezwungen, den Räu-bern den Anus zu küssen. Das Parlament von Toulouse mußte endlich einschreiten. Da aber viele Parlaments-mitglieder einen Sohn oder Verwandten unter denTunichtguten hatten, kam es zu keinen Bestrafungen 43 .DasJuristische Vademekum" bringt einige sehr inter-essante hierher gehörige Rechtsfälle:Wenn in Rimini ein Verschwender genötigt war, seineHabe seinen Gläubigern zu zedieren, so geschah diesnach folgendem Ritus:

Der Richter hieß ihn unter dem Schall der Trompetenvor seinen Gläubiger nach dem öffentlichen Platze beider Burg führen und ließ ihn dort mit entblößtem Hin-tern dreimal auf den Stein sich niedersetzen und dieWorte sagen: Ich überlasse mein Hab und Gut meinemGläubiger zur Befriedigung. Dann wurde die Zessionals gültig angenommen

Auch in anderen oberitalienischen Städten, zum Beispielin Padua , herrschte sogar noch im 18. Jahrhundert einähnlicher Brauch.Wenn jemand seine Schulden nichtbezahlen kann und so arm ist, daß er nicht drei Lire imVermögen hat, so hängt es von ihm ab, sich durch einegerichtliche Erklärung seiner Insolvenz aller Ansprücheseiner Gläubiger zu entledigen. Allein mit dieser Erklä-rung ist eine Zeremonie verbunden, die so schimpflichist, daß dieses Hilfsmittel höchst selten gewählt wird.Der Schuldner muß sich nämlich auf einen Stein vordem Rathaus mit dem bloßen Hintern setzen und in Ge-

43 Dinaux-Brunet, Societes badincs, I, 71.« A. a. O., I. Nr.>..

1.38