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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
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inkommodiere, wenn man plötzlich aufstehen undhinausgehen muß.

Das Zurückhalten eines natürlichen Bedürfnisses kannzu Krankheit und Tod führen, deshalbzögere undsäume nicht, wenn du den Abtritt benötigst".Im Mittelalter waren die Juden, besonders im Morgen-land, dem Aberglauben sehr zugetan G . Es gab nach An-sicht der zeitgenössischen Rabbis keinen gefährlicherenFeind für den Menschen als den Abort. Da man ihn vonbösen Geistern belagert glaubte, so hielt man es fürgefährlich, allein ihn aufzusuchen, besonders des Nachts,und wenn der Mond im Zunehmen begriffen ist. Denn zudiesen Zeiten regiere der böse Feind. Läßt es sich jedochunter keinen Umständen vermeiden, allein auf den Abortzu gehen, so muß man die bösen Geister durch Be-schwörungen verscheuchen. Fast den gleichen abergläu-bischen Anschauungen begegnet man seltsamerweise beiden auf der untersten Stufe der Kultur stehenden Süd-slawen, wovon Krauß 7 mehr als ein bezeichnendes Bei-spiel bietet. Nach der Rückkehr vom Abort hat man wie-derum verschiedene Gebete zu sprechen.

3. Griechen und Römer

Die Griechen besaßen keine öffentlichen Klosette. JederWinkel, jede Straße war ihnen gut genug, um sich derBürde zu entledigen. Das ergibt sich aus einer Stelle derWolken" von Aristophanes (V. 2). Hier läßt der Dich-ter den alten Strepsiades seinem Sohn folgenden Vor-wurf machen:

6 Vgl. Bernhard Stern, Medizin, Aberglauben und Geschlechts-leben in der Türkei, Berlin igo3. Bd. I, S. 3.S7.

7 Anthr., Bd .5, S. 270352.

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