Aber die beiden Alten lassen nicht locker: „Fasse Mutund verrichte dein Geschäft im Hause."Daraus geht hervor, daß Begüterte und Vornehme ihreZimmerklosette hatten. Man nannte solche Gelegen-heiten ägt-dgav und die Verrichtung selbst änonreiv (sichzurückziehen).
Auch in Sparta benutzte man die Straßen als Ablade-platz. Plutarch überliefert ein Geschichtchen, das diesbestätigt.
Deputierte der Insel Chios kamen nach Sparta und be-gaben sich neugierig auf den Gerichtsplatz. Dabei wur-den sie von heftigem Leibweh überrascht und verrich-teten wirklich anstandslos auf den Sitzplätzen der Rich-ter ihre Notdurft Nach der Entdeckung glaubt man aneinen mutwilligen Streich. Zur Verantwortung gezogen,entschuldigen sich die Fremdlinge damit, sie hätten nichtgewußt, daß man in Sparta überall frei und offen sei-ner Last sich entledigen dürfe, daß es aber nichtüblich sei, auf den Sitzen der Ephoren dies zu tun.Im Jahre 32 5 v. Chr. scheint es allerdings mit dieserHerrlichkeit ein Ende gehabt zu haben, denn es ergingeine Verordnung, daß derjenige, der die Straßen be-schmutze, auch den Schmutz wegzuräumen hätte 8 .Die Römer besaßen in ihren Häusern, die Paläste derHerrscher und Vornehmen ausgenommen, keine Klo-sette. Es war indessen auch nicht üblich, in den Straßennach Belieben seinen Drang zu befriedigen, sondern esgab öffentliche Abtritte, und die Kloaken in Rom warenganz außerordentliche Bauwerke. Diese Aborte warenaber nicht auf Rom allein beschränkt. Man fand sieauch in den Kolonien. In der römischen Kolonie Timgad
8 Vade Mecuin für lustige Leute, 1768, 2. Teil, Nr. 122.
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