Die Reinigung unierstand zur römischen Kaiserzeit denTribunen „rerum nitentium". Es war streng verboten,Unreinigkeiten in den Tiber oder auf die Straße zu wer-fen. Zuwiderhandelnde hatten Strafe zu gewärtigen.Germanicus, der Neffe des Kaisers Tiberius , wird vonMartial wegen seiner Fürsorge für die Sauberkeit derStadt besungen:
Du, Germanicus , zwangst die schmalen Gassen zumWachsen,Und nicht mitten im Kot braucht der Prätor zu gehn 12 .
Die Reinigung der Latrinen wurde von Sklaven besorgtDie öffentlichen Abtritte waren überaus zahlreich. Inallen Straßen und auf den Marktplätzen standen Frei-gelassene mit Eimern oder Tonnen, um für eine Kleinig-keit den Vorübergehenden die Blase erleichtern zu las-sen. Es lag hier durchaus keine menschenfreundlicheAbsicht zugrunde, sondern der Erwerbssinn war rege.Es ist wohl kaum bekannt, daß die Römer Urinwäsche-reien besaßen. 1826 wurden in Pompeji die wohl-erhaltenen Reste einer solchen TJrinwaschanstalt ausge-graben. Feldhaus 13 berichtet darüber: „ Die Fullonenstellten im römischen Reich große irdene Töpfe an denStraßen auf, um den Urin der Bevölkerung zu sammeln.Waren die Töpfe voll, dann wurden sie abgeholt. Manließ ihn etwa zehn Tage stehen, bis er gefault war. Mitdem in den zu waschenden Kleidern enthaltenen Fettbildete der Urin eine ammoniakalische Seife. Urin hatnur den Nachteil, daß die Gewebe spröde werden;. . . Aufdie irdenen Urintöpfe der römischen Wäscher beziehtsich ein Epigramm des Spottdichters Martialis, der gegen
12 Ep. Buch 7, Nr. 61; J. Beckmann , Beiträge zur Geschichte derErfindungen, 1788, Bd. 2, S. 35i.
13 Ka-Pi-Fu, Berlin-Friedenau 1921, S. 23.
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