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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
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Vorbildlich gingen hier die Ritterorden voran. In derrichtigen Erkenntnis, daß bei einem dauernden Zusam-mensein vieler Menschen für eine geregelte Ablage derExkremente gesorgt werden müsse, wenn nicht Krank-heiten und Seuchen ausbrechen sollen, errichtete maneine Anlage, die man in der BaukunstDanzke" oderDanziger" nennt, und die man auch heute noch aufdem im Jahre 13/i 3 gebauten Schloß der Deutschherren zu Marienwerder bewundern kann. Vom Schloßbauführt ein überdeckter Gang, der gute Lüftung hat, zueinem entfernter liegenden Turm, wo sich die Kammernbefinden. Unter dem Turm floß Wasser, das die Exkre-mente mit fortspülte 28 .

Aus den Städten lassen sich erst seit dem iA- Jahrhun-dert Aborte nachweisen. Die Rechnungen der Stadt Bern weisen im Jahre i382 eine Ausgabe für Lohn zur An-lage eines Abortes auf:Lon umbe den privaten ze ma-chene 29 ." Die Magdeburger Schöppenchronik verzeich-net im Jahre i452:In dem sulven Jare leit de rad toMagdeborch umme des gemeinen besten willen buwenein priveten benedden der steinen bruggen an dem teigel-hove, an der Mersche, wente to vorn was to male grotvulnisse mang den holtboppen uppe der Mersche undunreinichkeit 30 ."

Frühzeitig erkennt man auch die verpestende Wirkungder aus den Abtritten fließenden Abwässer. Es werdenVorschriften erlassen, die verbieten, daß diese Aborteirgendeine Verbindung mit den Stadtgräben oder denBrunnen hätten, zum Beispiel in Nürnberg 31 :Und nie-

28 0. Piper, Abb. 5ig.

29 Weltli, Stadtrechnungen von Bern. Bern 1896, S. 211.

30 A. Schultz, Deutsches Leben im Mittelalter. Wien 1892, S. 54-

31 E. Tucher, Baumeisterbuch i/|641^75, hrsg. v. M. Lexer ,Stuttgart i85a, S. n3, 180, 282, 28^. 299.

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