Mit zunehmender Kurastfertigkeit stattete man die Nacht-töpfe mitunter humorvoll aus oder brachte sie in Be-ziehung zu einer mißliebigen Persönlichkeit. In einemzeitgenössischen Bericht heißt es: „Bey uns fehlt esauch nicht an besonderen Devisen, Mahlereyen und an-deren Verzierungen, die man diesem Geschirre gibt. Siesind gemeinhin aber zu zweydeutig, als daß man siefüglich mittheilen könnte. Vor mehreren Jahren warenche porzellanenen Nachtgeschirre mit einem Spiegel aufdem Boden bey Leuten, die den Scherz lieben, sehr be-kannt 76 ." Auf dem Boden mancher solcher Gefäße warein offenes Auge gemalt mit der Umschrift: „DasAugesieht den Himmel offen!" Auch der politische Kampflobte sich auf dem Boden der Nachttöpfe aus. Selbstder große Napoleon mußte sich eine derartige Blasphe-mierung gefallen lassen. Ein Zeitgenosse (Der deutscheCasanova usw., herausgegeben von Max Bauer, Eigen-brödlerverlag, Berlin , etwa 1925, II, S. ii8) berichtetuns folgenden Vorfall:
„Die Douaniers an der Käste von Kalabrien hatten einevon Sizilien kommende Barke mit Nachtgeschirren, lauterenglische Ware, gekapert . . . Es waren dies nämlich keinegewöhnlichen, sondern bemalte Nachtgeschirre, in derenGrund Napoleons Porträt mit weit aufgesperrtem Mundsich befand, gleichsam zum Empfang dessen, was in dasGeschirr gegossen wurde. Dergleichen Geschirre bedientensich schon länger in England die eingefleischten Feindedes französischen Kaisers und hatten sie auch nach Spanien und Sizilien versendet . . . Als die Sache vor Murat kam,befahl er, die Geschirre sämtlich zu zerschlagen und dieTrümmer ins Meer zu werfen, die Schiffer aber, die siegebracht, sollten vor ein Kriegsgericht gestellt und er-schossen werden. Glücklicherweise aber waren sie ent-wischt. Bald aber kam die Polizei der Tatsache auf die
" s Krünitz, Enzyklopädie, Bd. 100. S. Nr. 12, Abs. 2.
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