wirken*). Er führt dabei aus, daß die Möglichkeit zur Erhebungvon Steuern im Kriege ohnehin eine verhältnismäßig be=fchränkte fei. Selbft England , das von vornherein mit allerEnergie diefen Weg befchritten habe, fei es nicht gelungen,mehr als 12 1 /«' 0 /« oller Kriegsausgaben durch Steuern zubefdiaffen. Im Haushaltsplan für 1915/16 habe er vonKriegsfteuern überhaupt abfehen müffen, weil bei feinemAmtsantritt nichts in diefer Richtung vorbereitet gewefenwäre; er habe aber dann die Bearbeitung der in Betrachtkommenden Kriegsfteuern fofort in Angriff genommenund im Winter 1915/16 den Bundesrat und den Reichstagmit einer Anzahl von Steuervorlagen befaßt. Eine „groß=zügige, einheitliche Reichsjinanzreform" aber habe damalsüberhaupt noch nicht in Betracht kommen können, da eineftarke Heranziehung indirekter Steuern wegen der Ab=fchnürung Deutfchlands vom Weltverkehr und im Hinblickauf das durchaus ablehnende Verhalten der Sozialdemo=kraten nicht möglich gewefen fei. Es wäre Vermeffenheitgewefen, im zweiten Kriegsjahr eine durchgreifende undendgültige Neuordnung der deutfchen Finanzen fdiaffen zuwollen. Auch fein Nachfolger habe in feinen Steuervor=lagen von 1917 und 1918 fidi damit begnügen müffen, zuNotbehelfen zu greifen und die endgültige Neuordnung derReichsfinanzen der Friedenszeit zu überlaffen. Helfferichhabe fich daher auf die Einbringung einer Kriegsgewinn={teuer und einer Anzahl Verkehrs= und Verbrauchsfteuernbefchränken müffen. Der Erfolg fei nur ein geringer ge=wefen, weil namentlich die Kriegsgewinnfteuer ftark geändertworden fei. Die Schuld daran treffe in erfter Linie denReidistag, in dem maßgebende Parteien, wie das Zentrum,aber auch links= und rechtsfhehende Parteien, heftigenWiderftand leifteten, der ohne Gefährdung des Burgfriedensnicht habe gebrochen werden können. Selbft die Bundes=regierungen, die die Erhebung direkter Steuern als ihreDomäne betrachteten, hätten fich ablehnend verhalten. In
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