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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Ansprüche der Stadt Hartem.

Stadt herrscht eine alte Sage, die durch Zeugnissemehrer Schriftsteller unterstützt uud durch Denk-mäler bekräftigt wird, daß die Buchdruckerkunst zuHartem erfunden uud von da durch einen Arbeiterdes Erfinders nach Mainz verbreitet worden sei."Zuvörderst bedauert Scriver den Verlust einesBuchcS, welches Johannes van Zuhren, der imJahre 1594 starb, über den Ursprung der Vuch-druckerkunst geschrieben hatte, woraus er Bruch-stücke und zumal die Vorrede zu Gunsten Harlemsanführt; dann prüft er die Ansprüche der StädteMainz, Augsburg, Basel und Rom , woraus erfolgert, daß Mainz die ältesten Druckcrzeuguisseauszuführen habe, daß sich aber diese doch nichtüber das Jahr 1450 zurückerstreckeu, wahrend dieBilderbücher, welche Lorenz der Küster zu Hartemdruckte, scho» im Jahre 1430 erschienen wären.Doch bezeichnet er letztere alle, mit Ausnahme des8i>ecu>uin Inunanüe «!>lvat!oiiis " sür Holztasel-drncke. Le Petit, geboren 1546, in seinerOln-o-n!<jii<; lliicleiuiL et molleino lle UvII-nillo, Dortreclit,1601." uud van Mcteercn, geboren zn Antwerpen 1535, in seinenBclgife of Nedcrlandse Historien,Delst, 1599." erzählen dem JuniuS die Koster'scheErfindnngsgeschichte beinahe mit den gleichen Wor-ten nach.

Seriver'S Werk ist viel gründlicher als M. Z.Vorhorn'S zwölf Jahre spätere 1>i«serwt!o <Zet) sioxrn^Incae arti« inveiitivno, I^ugct. IZiltav. 1640.4.", dessen ganze Arbeit fast ausschließeud darinbestehet, auö den Inschriften aus dem Hanse undans der Statue Koster's zu Harlem , vou denen dieerstere die Jahrzahl 1440, die zweite 1430 tragt,daS Recht der Erstgeburt zu folgern. Die Schwie-rigkeit, die selbst abgesehen vou dem Mangel an-derweiter authentischer Beweise, aus der Verschie-denheit der Jahrzahl entstehet, sucht er durch dieBehauptung zu heben, daß die Angabe des Jahres1.430 noch zu bescheideu, das Jahr 1420 ohne allenZweifel daS wahre Jahr der Erfindung sei. Unterden älteren Drncktenkmälern schreibt er derv!t>I!aI>a>lj>erum" und der^xoc-llvpse" das höchste Alterzu. Als ein Beweis der gänzlichen Verwirrung derBegriffe, die durch Entfernung und Zeit hervorge-bracht wurde, mag der Bericht des Natalis Comes

in seiner 1581 zu Venedig gedrucktenHistorieuniversal!«" gelten, in welcher es unter Anderemheißt:Die Stadt Harlem kann wegen der beinahegöttlichen Erfindung, Bücher zu drucken, für merk-würdig gehalten werden, welche Erfindung zuerstvon Johannes Gutenberg ausgedacht wordenist. Dieser hatte, als er zuerst eine rohe Maniercrsuudcn, einen verschmitzten Diener, welcher sei-nem Herrn das Geheimniß ablauschte und nachdessen Tode nach Mainz ging und die Kunst ver-besserte. Daher hat sich die Sage verbreitet, dieErfindung gehöre dieser Stadt an." Georg Braun Von Cöln in seinem Werke: Llvltates ordis ter-rarum, Lolon. 1575.", Michael Eytzinger , einösterreichischer Edelmann, in seiner Beschreibungder Niederlande , Cöln 1584." und MatthiasO-uadus Pictor ans Jülich in seinemec»nr>en-<l!nm llnlvers!, Lolon. 1600." schreiben dem Guic-ciardiui fast Wort für Wort nach, während derberühmte Antwerpcner Geograph Abraham Orte-lius, der sich durch sciue Keuutnisse den Beinamendes PtolemäuS seiner Zeit erwarb, in dem 1574 inseiner Vaterstadt erschienenen 1'be^trnm oidls terrs-rum in Bezug auf Harlem weiter nichts sagt, alsdaß hier die Knust, Bücher zu drucken, ersnndenworden sei, halten sich die Einwohner und Bürgerüberzeugt."

Die beiden Briten Charles Ellis und JohnBagford haben zn Anfang des achtzehnten Jahr-hunderts die Mciuuug Bo.rhorn'S wieder aus demwohlverdienten Dunkel an das Tageslicht gezogen,um sich durch mangelhafte Kritik mit ihm zugleichbloßzustcllcn. Ihre Abhandlungen befinden sich inden ?I>!Iosopl>!c!iI tiiliis^ctlons Irom tlie ve^r 1700to tlie ve-tr 1720, kdriltgell -uul <ti»i,o«e<1 NlnterLenersl Iieails bv Nsnrv <Ione«, I^onit. 1721. 4.

Vol. IV. I>. II. p. 11-26." Ellis giebt gar keinenneuen Aufschlnß; Bagford aber leitet den Ursprungder Typographie von den Siegeln und Müuzstem-pcln der Römer her und hält bei den jüngernVölkern die Spielkarten für die ersten Versuchederselben.

Im Jahre 1740 bei Gelegenheit der drittenJubelfeier der Buchdruckcrkuust trat I. C. Seitzfür Holland in die Schränken und nahm in seiner