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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
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Laurcns Janszoon Hostcr aus Hartem.

daß weder die 1478 gedruckte Chronik von Gonda,noch das i>l!«g»uin (^>>ro»i«(>n Uelj>ic»m, welches bis1474 Bericht erstattet, »och die bis 1479 reichenden^Iinsles derlei" des Aegidius von Roya, nochendlich die bis zum Jahre 1517 fortgesetztenKesIj-lwv-te" des Rainer Snys irgend ein Wort vonder Erfindung der Buchdruckerkuust zu Hartemerwähnen. Selbst Johann Vcldener, welcher denhollandischenHeilsspiegel " mit den nämlichenBildtafeln 1483 zu Cuilenbnrg in Geldern wiedergedruckt hat, scbweigt ganzlich von Koster. Jasogar einer der grössten Gelehrten jener Zeit,Erasmuö von Rotterdam , dem man gewiß nichtsweniger als unpatriotische Gesinnung vorwerfenkann, sagt noch in einem im Jahre 1530 zn Leyde»gedruckten Werke (in der Anmerkung znm sünstenBriefe des h. Hieronymus) von Mainz :DieserStadt sind alle, welche den Wissenschaften obliegen,großen Dank schuldig wegen jener herrlichen undsast göttlichen Erfindung, mit zinnenen BuchstabenBücher zu drucken, welche dort inö Leben getre-ten ist." Faßt man aber die frühesten Druckver-suche, die xylographischen Bücher, welche ungefährmit dem Jahre 1440 beginnen und gegen 1480 auf-hören und die .sowol in Hinficht aus Zeit als Ortder Entstehung nur durch Verglcichnng von Bild,Schrift nnd Druckart unterschieden werden können,prüfend in das Auge: so verratheu die ersten Aus-gabe» der hauptsachlichsteu dieser Bücher als dieArmenbibel, das hohe Lied, die Apokalypse undder Heilspicgel offenbar hollandischen Ursprung oderweisen zum wenigsten entschieden auf den Nieder-rhein hin.

Knnst nnd Gcwerbthatigkeit stände» damals indem blühende» b»rg»»dische» Reiche, namentlich inBrabant, Flandern und Holland uud in dem mitjenem Fürstenhanse dnrch die Bande der Verwandt-schaft so enge verbuudeuen Hcrzogthnm Cleve aufder höchsten Stufe. Der Siun der bildlichen Dar-stellung war durch die neue Richtung der Kunst-schulen eines Johann uud Hubert van Eyck , einesHemling und Anderer geweckt, welche großenMeister es nicht uutcr ihrer Würde hielte», ebensowie sie die Altare der Kirchen mit großen Gemalvenzierten, auch die Licbliugsbücher ihrer fürstliche»

Gebieter, oder der Bischöfe, Aebte und Prälaten(der einzigen Sterblichen, welche in jenen ZeitenBücher sammelten) durch die herrlichsten Minia-turen zu schmücken. Durch daS Beispiel von Obenangeregt fühlten anch die Mittclclassen das Bedürf-niß nach geistiger Bildung. Es galt, ohne zugroße Kosten die Schulen und die wißbegierigeJugend mit den nöthigen Hülfsmitteln znm Stu-dium zu versehen. Vervielfältigung der Bücherwar nothwendig. Getreue Nachahmung und Wohl-fcilheit war der nächste Zweck der ersten Druck-versuche.

In dem Zeugnisse der Cölner Chronik wer-den als Repräsentanten einer ganzen Gattung vonDruckwerken die Donate" wol nnr deshalb alleingenannt, weil diese Grammatik der lateinischenSprache damals das beliebteste Schulbuch und inder Sphäre der Briefdrucker fast das einzigeErzeugniß war, welches blos aus Schrift ohneBilder bestand. Wenn nun bis jetzt nach undnach eine Anzahl von nngesahr zwanzig nndatir-ten alten Druckdcukmalern entdeckt worden, welchedurch die Verschiedenheit ihrer Type von allendeutschen uud daher entlehnten, durch ihre Ueber-einstimmung mit dem Dnctus in niederländischenBücherhandschriften des fünfzehnten Jahrhunderts,besonders aber durch die bei ihnen mehr als beiandern Jncunabeln auffallende Nohheit ganz isolirtin der alteren Bibliographie dastehen und endlichdurch solchen höchst eigenthümlichen Schriftcharaktereine von Mainz uuabhüugige Primitivität außerallein Zweifel setzen: so ist nichts natürlicher,als daß der Klarheit uud Wahrheit suchendeGeist nach dem Urheber dieser Erzeugnisse sorscht.Siehe! da tritt ihm

Laurens Janszoon (Johann's Sohn)Hoster (Küster) aus Hartem,

der denkwürdige Mann entgegen, welcher vonEinigen als fabelhafter Held eines Mahrchens ver-lacht, von Andern aber nicht nur als einer dervornehmsten Bürger, Schöffe und Kämmerer derStadt, sondern anch als erster Drucker überhauptdargestellt wird, dem man von 14M ab Alleszuschreibt, was von xylographischen Büchern oder