Llttircns Janszoon Kostcr aus Hartem. 87
Meermann schreibt auch die „Bistoria A^e-randri Magni" des „Flavii VeÄati renati viriillustris Epitonm Äe re militari", ferner „beatiiheronimi xresvitcri libcr de viris illustriby",
sowie Reden, Briefe und fromme Abhandlungen desThomas a Kempiö den Kindern und Erben Koster'szu, glaubt aber, daß sie mit geschnitteneu und nichtmit gegossenen Lettern ausgeführt seien, indem die-selben mit den Werken, die er mit aller GewißheitdemLorenz Koster selbst zuschreiben zu dürfen glaubt,nicht die geringste Aehnlichkeit haben. Koning theiltzwar diese Ansicht nicht, halt eS aber doch sür aus-gemacht, daß die Nachkommen Koster's noch einigeZeit lang den Druck fortgesetzt haben.
Der tZuillelmuü 6s 8»>Iseto , .^Iex!u«Isr lZnllusuud Petrus HIsp-niu» sollen nach dem iu der Christ-nacht vor Koster'S Todesjahr 1439 begangenenDiebstahle, dessen die Sage des Junius erwähnt,von dem EntWender Johannes ( ob Gutenberg oderFaust bleibt dahingestellt!) zu Mainz mit Koster'-schen Typen gedruckt worden sein. Bekanntlichhat man, wie schon Ebert in Ersch uud GrubersEncyclopädie, Theil XIV. Seite 227. angicbt, einein Holland gedruckte Ausgabe des „ voctrinals " inneuer Zeit wieder ausgesundcn, die als wirklich mitden Lettern des „<ZailIeImu8 6s Lalicew" gedruckt,anerkannt wird. Er schließt aus der großen Aehn-lichkeit, welche die Utrecht 'sche Type von.Ketelaerund Lecmpt mit der Koster'schen hat, und aus demUmstände, daß der spätere Drucker HauS Vcldcncrwährend seines Ansenthaltes in Utrecht die Koster'-schen Platten des „Heilspiegels", mit welchen erim Jahre 1483 eine neue Ausgabe besorgte, an sichzu bringen im Stande war, daß die Kostcr'scheOsficin in die früheste Utrechter, welche 1473 be-standen zu haben und gegen 1479 von Veldencrcrkanft worden zu sein scheint, übergegangen sei,um von Letzterem späterhin sogar verdrängt undihrem Untergänge entgegen geführt zu werden.
Was die Typen der Koster'schen Druckwerkeund derjenigen Erzeugnisse betrifft, die seinen Erbenund Nachfolgern zugeschrieben werden, so sind diesezwar in der Größe von einander verschieden, un-gefähr von der Höhe der Gntcnbcrg'schcn Bibeltyvcbis zur halben Höhe derselben herab, immer aber
in dem Hauptcbarakter übereinstimmend und vonjeder anderen Schriftgattnng der frühesten Mainzer ,Cölner, Bamberger und Straßburger Offieinen soverschieden, daß sie durchaus keiner der ersten deut-schen oder niederländischen, anch nicht einmal der-jenigen der ältesten Harlemer Buchdrucker zwischen1483 und 148S gleichkommen, sondern vielmehr dendamals weit verbreiteten Handschriftendnctus desburgundifchen Reiches zum Vorbilde haben, jenesgroßen Staates mit Flandern, Brabaut, Hcnegau,Geldern nnd den Niederlanden in dem weitestenUmfange des Wortes, also auch mit Inbegriff desbenachbarten Niedcrrheins uud Westphalens. Manunterscheidet einen doppelten Schriftcharakter dieser! Länder im fünfzehnten Jahrhundert; der eine istder gerade stehende Missaltypus für Meßbücher ,Brcviarieu, Antivhonaricn, Horarien uud Gebet-bücher aller Art, sowie meist für Bücher theolo-gischen oder philosophischen Inhalts bestimmt undmehr in Holland nnd in den Provinzen am Nieder-rhein heimisch, zeichnet sich durch regelmäßig geradestehende gothische Buchstaben mit scharfen Kautenund Ecken ans, besonders durch häufig angebrachteHaarstriche neben den Schattcnstrichcn, zum Bei-spiel bei dem Schluß „t" mit dem langen Beistrich„t " und durch gleiche schnörtclartige Verzierungenan den Initial- nnd Versalbuchstaben; die andereist eine Art länglicher schiefliegender Minuskel vonungleich freierer Bewegung, wurde mehr sür welt-liche Mittheilungen uud Bücher heiteren Inhalts,zum Beispiel sür dichterische Werke, Jagd- nnd.Turnierbücher und Schriften ans dem Jdeenlreisedes ritterlichen Lebens gewählt, gehörte mehr fran-zösisch sprechenden Ländern jener Staaten, wieBelgien und dem eigentlichen Burgund an und istnoch bei den Franzosen unter dem Namen „ ssi-Iwi-egrosss b!itÄi-<Ze" bekannt. Spuren beider Schrift-gattungen finden sich sowol in den Manuscriptcn,als auch in den Typenformen jener Länder undZeit, von der ersteren zumal bei den frühestenholländischen nnd flandrischen Drucken in Hartem,Utrecht, Gouda, Delft , Culcnborch, Zwoll undBrügge, Antwerpen, Aalst u. s. w. bis gegen dasJahr 1480 hin, wo der deutsche Einfluß sowolSchrift als Presse überwältigte.