Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
Seite
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Fnurcno Janszoon Koster aus Hartem.

Wt'iin auch die jüngsten dieser typographischenErzeugnisse, als die Abhandlungen über die Liebeund die (Epitaphien des Papstes Pins II. ans demHause Piccolomini, der bekanntlich im Jahre 1464starb und unter denen die Grabschrift des Lauren-tins Valla vorkommt, der im Jahre 1465 anS demLeben schied nnd die Betrachtungen des CardiualsTorqucmada (starb 1467) erst nach dem Tode derVerfasser gedruckt sein mögen nnd somit in dasJahrzehend von 1460 bis 1470 fallen: so sind dochauch diese noch immer alter als alle bekannte Druck-werke in den Niederlanden. Die früher genann-ten Jnenimbeln aber dürfen um so mehr in daö

Jahrzehend von 1450 bis 1460 hinausgerückt werden,als sie sich sowol von Seite der Type als der Holz-schnitte, mit welchen jedoch nur der Heilspiegclversehen ist, unmittelbar an die ältesten xylogra-phischen Bilderbücher anschließen, ja sogar einigedarunter, wie die Ausgaben des Donat, des Hora-rimnS nnd der im Jahre 1751 von Enschede auf-gefundenen kurzen Sentenzen für Kinder, dieselbenan Alter wahrscheinlich noch übertreffen.

Znm Vergleiche mit oberdeutschen Jucunabelnaus der frühesten Periode der Kunst möge nach-stehende Schriftprobe des Sxeculum " im Lcttern-drncke hier eine Stelle finden.

Mit beweglichen Lettern:

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Ein Blick ans die Armenbibel, auf den Heil-spiegel, der damit so nahe verwandt ist, daß beideihrem Inhalte nach fast einerlei Werk sind, auf dashohe Lied, die Apokalypse und die Kunst zu ster-ben, welche letztere in der Originalausgabe, vonder I. A. G. Wcigel in Leipzig ein unvergleichlichschönes Exemplar besitzt, sowol in der Kompositionund dem Ausdrucke des Ganzen, als in der Zeich-nung nnd Kleidertracht der Figuren den nieder-ländischen Ursprung keineswegs verkennen laßt,wird jedem nnbefangenen Beurtheiler die Ueber-zeugung gewahren, daß hollandische Briefdruckcr,völlig unabhängig von oberdeutschem Einflüsse,nicht nur, wie Ulrich Zell in der Kölner Chronikbezeugt, die ersten xylographischen Tonate, sondernauch spater die ersten xylographischen Bilderbüchergedruckt und die vorgedachte Reihe von typogra-phischen Druckwerken zwischen 1450 bis 1470, zumgrößten Theile aber schon vor dem Jahre 1462, derallgemein angenommenen Verbreitnngsepoche derMainzer Erfindung, zu Stande gebracht haben und

daß demnach auch die wichtigste VervollkommnungdeS Druckverfahrens überhaupt, jenes einflußreicheGeheimniß des Letterngusses in Holland oder inden Gegenden am Niederrhein in selbstständigeuVersuchen aufgefunden worden sein müsse. DieseAnsicht bestätigt der Umstand, daß sämmtlicheOriginalausgaben der genannten Bildtaselbüchcr,die einzige Apokalypse ausgenommen, einen Textin hollandischer Sprache zum Grunde haben. Wenngleichwol um das Jahr 1470 jede Spur jener Brief-und Buchdruckerofficinen verschwindet und erst zueiner Zeit, als die vervollkommnete Typographievon Mainz, Cöln und Bamberg aus in die Nie-derlande eingewandert war, einige Holztafeln desHeilspiegels abgenntzt und theilweise auseinander-gejagt in den zu Utrecht im Jahre 1481 gedrucktenEpisteln und Evangelien, sowie zwei Jahre spaterin der von dem nämlichen Drucker zu Culcnborchin Geldern veranstalteten neuen Ausgabe des 8i?e-euluni 8->Iutis wieder zum Vorschein kommen: somöchte keineswegs, wie dies bei Wetter Seite 629