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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
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102 Erfindung der Puchdruckerllunst und Schriftgießerei in Mainz. Gutenderg in Mainz .

bewnnderuugswürdigc Leistungen zuerst ius Lebentreten gesehen zu haben und somit auch die Wiegeder Typographie zu sein.

Erfindung

der eigentlichen

Buchdruokerkunst und Schriftgießerei

i n M a i n z.

Ob Gutenberg noch nach dem Processe mitden Genossen Riffe und Heilman den Tafeldruckund andere geheime Künste fortsetzte nnd namentlichauS der wesentlichen Vervollkommnung des Erste-ren durch Anwendung der Presse Vortheil zog,ist unbekannt. Die Geschichte sagt nichts hierüberund bis jetzt ist noch keine neue Urkunde aufge-funden, welche über seine Arbeiten in den Jahren1440 bis 1444 zuverlässige Nachrichten mittheilte.Nicht einmal weist man mit Bestimmtheit, ob erdieHcillhumSfahrt" nach Aachen angetreten nnddie Gesellschaft überhaupt ihre Erzeugnisse dahin zuder berühmten Handelsmesse gebracht hat. GroßenGewinn trugen ihm die Arbeiten keinenfatls ein,denn in den Jahren 1441 und 1442 kam er immernoch in die Verlegenheit, Geld aufnehmen zu müssen,nachdem er sein noch übriges Vermögen vollendszugesetzt hatte. Dies uud das Mißlingen seinerdaselbst gemachten Versuche, vielleicht auch die Nothbewogen ihn endlich, in seine Vaterstadt zurück zukehren, wo er zur Ausführung seines großen Vor-habens von seinen reichen Verwandten und anderenPersonen auf Unterstützung rechnen konnte. Nocham St. Georgentage, den 23. April 1444, findetsich sein Name in dem HelbelingSzollbnche der StadtStraßburg , woraus man ersiehet, daß er dieGebühren für Wein bezahlte, den er zu seinemeigenen Gebrauche einführte. Zu Ende des näm-lichen Jahres aber, oder Anfangs 1445 langteer mit seinem treuen Diener, Lorcnz Beildeck, inMainz an, ohne in Straßbnrg einen förmlichausgebildeten Schüler der Typographie oder einProduct seiner Kunst zurückgelassen zu haben.

Gutcnberg in Mainz von 1444 bis 1468.

Womit sich Gutenberg in den ersten fünfJahren seines Aufenthaltes in Mainz beschäftigethabe, ist mehr zu vermuthen, als mit historischerGewißheit zu ermitteln und auszusprcchen, indemauthentische Zeugnisse für diese Periode seinesLebens bis jetzt noch ganzlich fehlen. Man weißnur, daß sein Oheim Henne (Johann) GenSflcischder Alte bereits am 28. Octobcr 1443 von Ortenzum Jungen, einem Mainzer Patricier, den aufder Stelle des heutigen Casinogebaudes gestan-denenHof zum Jungen" gemiethet und imdarauf folgenden Jahre den aus Straßburg Heim-gekehrten Neffen darin aufgeuommcn hatte. Vonda an ist von Gutcnberg nichts bekannt bis znm6. October des Jahres 1448, an welchem Tage erein Capital von 150 Gvldgnldcn borgte, welche seinVetter Arnold Gelthuß zum Echtzeller bei zweiEdelleuten, demRyhard Brumsar" ans demGeschlechte derBrömser von Rüdesheim" undHennchin von Rodenstein" zu seinem Gebraucheausgenommen und dafür die ihm gehörigen Rentenvon mehreren Häusern zu Mainz verpfändet hatte.Die auf einem großen Pergamentbogen in die Breitegeschriebene Originalurkunde aus dem Nachlasse desArchivars Bodmann befindet sich jetzt in der Stadt-bibliothek zn Mainz und ist in Schaab'sGeschichteder Buchdruckerkuust", Theil II. S. 253-258. zumerstenmale gedruckt erschienen, die daran befind-lich gewesenen fünf Siegel find verloren gegangen.Es gehet hieraus hervor, daß Gutcnberg in seinerVaterstadt wie in Straßburg genöthigt war, Schul-den zu machen, um seine Unternehmung zum Zielezu fördern, ohne daß es ihm jedoch mit diesenMitteln gelungen wäre. Nach der Analogie seinergewohnten, bereits an den Tag gelegten Thätigkeitkann man auch ohne urkundliche Beweise als gewißvoraussetzen, daß sein erfinderischer Geist, der, wiejedes Genie, keine Ruhe kannte, mit der Anferti-gung neuer Werkzeuge und mit der Fortsetzungseiner Versuche, den Tafeldruck mit Letterndruckzu vereinigen, oder sogar diesen von jenem ganzfrei zn machen, welche er schon während seines