Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
Seite
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Des Joaimis dc I»nml Catholicon.

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8. Die Universitätsbibliothek zu Leipzig .

9. Die Stadtbibliothek zu Trier , jedoch nur den

ersten Theil.

Dies sind die Drucke, welche aus der Presse Guten-berg's entweder vor oder während dessen Verbindungmit Fust hervorgegangen sind.

Ungebeugt durch die Harte seines eigennützigenGesellschafters und voll Begeisterung für das Ge-lingen seiner gemachten Erfindung suchte er sich ansanderem Wege die Mittel zu neuen Drnckapparatenzu verschaffen. Daß ihm aber seine erueuetcu An-strengungen ebenso große Mühe als Zcitaufopferungverursacht haben, gehet aus der langen Pause hervor,welche zwischen dem Drucke der Bibel und seinemzunächst daraus folgenden Werke lag. Bis zumJahre 1460 weiß die Geschichte nichts Zuverlässigesüber seine Arbeiten und Unternehmungen mitzu-theilen.

Der Bericht Joh. Friedrich Faust's von Nschaf-fenburg in Köhler'SEhrenrettung" Seite 101:,,Aber Johann von Guttenberg ist darüber (überdas Urtheil des Gerichts von Mainz ) sehr zornigworden, darumb er nicht allein bei Anhörung desAt'dt nicht gewesen, sondern auch bald daraus vonMentz sich hinweg gen Straßburg gethan, vielleichtdaselbst seinen cygenen Verlag gehabt", ist zu un-verbürgt, als daß man ihm unbedingten Glaubenschenken dürfte. Jedenfalls müßte sein Aufenthaltin dieser Stadt nur von sehr kurzer Dauer gewesensein, denn wir treffen ihn schon in der ersten Hälftedes Jahres 1457 wieder zu Mainz , wo ein wegenseiner Kenntnisse und seines Edelsinnes allgemeinhochgeachteter Mann, Conrad Humery, aus demin alten Urkunden bald unter dem Namen Humerecht,Humericht, bald Humcrey oder Humery, vorkom-menden, zum Adel dcS HauseS Limburg gehörendenPatriziergcschlecht derer von Humbert, Humbrechtoder Humbracht, Doctor der geistlichen Rechte undstädtischer Syndicns, der ohne Zweifel das nngc-rechte Urtheil des weltlichen Gerichtes mißbilligetund Gutenberg's große Verdienste anerkannt habenmochte, ihn durch Geldvorschüsse in den Standgesetzt hatte, eine neue Werkstatt einzurichten.

Auch diesmal mußte er seine Druckerei nebstWerkzeug und allen Vorrathen als Unterpfand

verschreiben, allein Hnmery war kein Wucherer,wie Fust, und ließ den in Erwerbung von GlückS-gütern sehr unerfahrenen Erfinder bis zu seinemTode im Besitze seiner Officin und Druckgerathe.Aber die Einrichtung derselben forderte viel Zeit,da Alles, was dazu gehörte, durch Gutenberg'sHände verfertigt werden mnßtc. Wie lange er mitdiesen Vorbereitungen zugebracht und in welchemHanse er seine neue Druckerei errichtet, ist wegeuMangel an Urkunden nicht genau zu bestimme».Da in alten Stadtbüchern daö HausZum Hum-brecht", welches ursprünglich der Familie des obenerwähnten Conrad Humery gehörte, gleich demHofe »Zum Gutenberg" nndZum Jungen"viele Jahre hindurch unter dem NamenDaSDrnckhauS" bekannt war.- so ist cS wahrscheinlich,daß er seine Werkstatt in dem Hanse seines edlenGönnerS aufgeschlagen habe. AnS einem altenManuscripte über die Eroberung von Mainz 1462erhellet, daß Fust iu dem gleichen Jahre schonBesitzer dieses Hauses war, welches 1476 au dessenEidam Peter Schöffer überging, woraus manschließen kann, daß es Gutenberg nur kurze Zeitzn seinen Arbeiten benntze» konnte.

Füns Jahre lang gab Gutenberg's nene Pressekein Lebenszeichen von sich. Da aber erschien 1460ein größeres Werk nnd zwar in einer Auslage aufPergament nnd einer ans Papier. Sowol die großenInitial- als Versalbuchstaben sind cingemalt, aufPergamenteremplaren weiß in Gold - und Purpur-farbe. Es war das sogenannteKatholikon",eine zu jener Zeit sehr beliebte und viel gebrauchtegrammatisch - lerikalischc Eompilation des Domini-canermönchs Johannis dc Balbis von Genua , oder:

Zoannis de Ianua

Summa quac vocatur Cntholicon",

in groß Folio mit semigothischcr Schrift, ohneSignatur, Cnstoden, Blattzahlen und Anfangs-buchstaben, in gespaltenen Eolumnen, wovon jede66 Zeilen und das ganze Werk 374 Blatter enthält.Die Buchstaben des Tertes sind zwar augenscheinlichnach Peter Schöfser's verbessertem Druckverfahrengegossen, aber mager, ungleich uud schlecht geformt,