P»s Psalterium von 1457.
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„ Das Druckhaus" genannt worden ist und diesenNamen bis ans die späteste Zeit beibehalten bat.
Im Besitze aller znm Drucke -der lateinischenBibel gebrauchten Lettern und anderer, nach PeterSchöffer's verbessertem Verfahren gegossenen Typenbrachten sie schon achtzehn Monate nach ihrer Tren-nung von Gutenberg ein Werk zu Staude, das nochjetzt als das größte Meisterstück der Bnchdruckerkunstvon keinem andern an Schönheit, Genauigkeit und !Pracht übcrtroffen, als daS herrlichste Denkmal derkaum erfundenen Kunst die Bewunderung allerKenner erregt. Es ist dies das berühmte nnd allenBibliographen bekannte
Psalterium
von 1457,
das erste Druckwerk der Welt, welches sowol durchdie Namhastmachuug des Druckers uud des Drnck-ortes, als durch die Bezeichnung des Jahres undTages seiner Erscheinung nicht nur eine vollständigeDatiruug, sondern anch die frühesten eingedrucktenInitialen enthalt, und an Schönheit nur vonwenigen typographischen Erzeugnissen unserer Tageübertroffen wird. Dieses kostbare Document derungemein raschen nnd nie genug zu bewunderndenFortschritte der Buchdruckcrkunst ist bekanntlich nichtsowol ein eigentlicher Psalter, als vielmehr einBreviarinm, und enthalt weder eine vollständigeSammluug der Psalmen noch diese in ihrer gewöhn-lichen Ordnung, sondern mit Antiphonicn, Respon-sorien, Collecten n. s. w. vermischt nnd nach derFolge der Sonn- nnd Festtage, an welchen sie imChöre abgesungen wurden. Obgleich zu damaligerZeit der Gebrauch des Linueupapiers schon allge-mein war, und die Buchdrucker in der Regel nurweuige Ercmplarc ihrer Druckwerke ans Pergamentabziehen ließen, so mußten Fust und Schöffer beidem Drucke des Psalter's auf seinen taglichen Ge-brauch im Chöre der Kirchen Rücksicht nehmen undzu diesem Buche das dauerhaftere Material wählen.Die gcmze Auslage ist auf schönes Pergament in gro-ßem Foliosormate mit fortlaufenden Zeilen gedruckt,deren die erste Seite 19, alle andere 20, die 274.aber 21 enthalt. Die erste Seite fängt, wie alle
Jncnnabeln ohne weitere Titelübcrscbriftcn mit demersten Psalm an: „Le-Miti V!r cjiii iion ndiit invonsillo im>>!»i'»m vt !» «i>I,!>e<N'!l ^oüsüciiliüe »»nstellt." Die Buchstaben sind MissalN'pen von zweiverschiedenen Größen, genau nach dem Muster dergeschriebenen Choralbücher jener Zeit. Die grö-ßereu dienten zum Drucke des Textes der Psalmen,die kleineren zn demjenigen der Collecten, Hymnen,Gebete nnd Verstkeln, sowie zn der Schlnßschrist.Das ganze Buch ist mit 306 großen verziertenAnfangsbuchstaben geschmückt, welche sehr kunst-reich in Holz geschnitten uud mit ausgezeichneterGeschicklichkeit in zwei verschiedenen Farben gedrucktsind: roth, wenn die Verzicrnngen blau, uuv blau,wenn diese roth sind. Der Buchstabe P (IZe»«.»«),mit welchem die erste Seite beginnt, 3 Pariser Zoll,5 Lin. hoch nnd 4 Zoll breit, der größte von -Allen,ist gleich den minder Großen, mit denen jedes-mal ein neuer Psalm beginnt, wahrscheinlich vonSchöffer gezeichnet, in Holz geschnitten und mitebensoviel Stöcken, als er Farben hat, abge-druckt.
Gegenwartiges genaues Facsimile dieses Ini-tialen und einiger Versalbuchstaben mag denjenigenLesern, welche das so höchst seltene Werk, von demman nur sechs Exemplare kennt, noch nicht durchSelbstausicht zu bewundern Gelegenheit hatten, eineVorstellung von Schössers Geschmacke nnd Ausdauergeben.
Erstaunen erregend in Hinsicht ans jene früheZeit ist die mit Ocl gemischte, dem Wasser wider-stehende Druckerschwärze, die Scharfe der Letternund die Genauigkeit des Satzes, womit sowol aufder Stirn- als Rückseite der Blatter die Zeilen sichgegenseitig decken. Noch findet man, wie bei allenErstlingsdrucken, keine Seitenzahlen, Cnstodcn oderSignaturen. Merkwürdig ist es, daß nicht alleExemplare die gleiche Blatterzahl haben, indemEinige nnr 136, Andere 143 und mir drei derselben175 Blatter zahlen. Die Ursache dieser Verschie-denheit mag theils in dem theuren Preise des Per-gaments, theils in dem Umstände begründet gewesensein, daß diese Sammlung der Psalmen Davids alsChoralbnch für den taglichen Gebranch der Stifts -nnd Klostergeistlichen, je nach dem Bedürfnisse eines