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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Moskau .

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diese Werkstatt mit einem großen Theile der Stadtein Raul? der Flammen und erst unter dem Groß-fürsten Michael Fedorowitsch stieg 1644 eine zweiteOfficin mit verjüngter Kraft ans der Asche empor,deren zahlreiche Werke, meist theologischen Inhalts,svwol durch Eleganz der Typen, als durch Schön-heit des Papiers überraschen. Unter dem ZaarAle.ris Michailowitsch wurde 15L3 eiue zweite Aus-gabe der russischen Bibel, nach dem Muster jenervon Ostrog vom Jahre 1581 veranstaltet. Er ließvon allen Orten her die besten eo<licss der Kirchen-bücher sammeln und dieselben dem Drucke übergeben.Im Jahre 1643 hatte der Klostergeistliche ArsenijSuhanow, Stifter der griechisch-lateinisch-slavischenSchule, den Gebrauch der länglich dünnen Schrifteingeführt, welche noch jetzt in der Synodaldruckercizu Moskau das Arsenij'sche Alphabet heißt. Mitt-lerweile wurde der ganze Kreis der Kirchenbücher,die bis dahiu nur geschrieben vorhanden waren,vollendet. Das erste weltliche Buch ist ein Werküber die Kriegskunst von 1647 und das GesetzbuchUlaschcnie" von 1649.

Die Erfindung und Einführung der bürgerlichenoder weltlichen Schrift durch Peter den Großen imJahre 1704 bildet in der russischen Literatur dieHauptepoche. Durch dieselbe trennt sich die russische Volkssprache sichtlich von der slavischen oder Kirchcn-sprache. Erstere unterscheidet sich von der Letzterenhauptsachlich in der Form, welche sich mehr derlateinischen Schrift nähert, dann aber auch durchHinweglassung der Acccnte und der überflüssigen

Buchstaben A.^. (A.^.(V. Z.^.

(Selo-S, Jk-u, Ot-ot, O-ö oder oo, Ksi^roder ks, 'Pst ^ Ps). Peter der Große ertheilte 1698dem Amsterdamer Buchdrucker Tcsstng das Privi-legium, sür Rußland Bücher zu drucken; dochwollte er die Kunst auch in seinem Lande in der.neuen verbesserten Art einführen uud ließ zu diesemZwecke Lettern in Holland schneiden uud gießen.Mit diesen wurden 1705 in der Synodaldruckereizu Moskau versuchsweise die erste Zeitung in Ruß-land und spater mehrere historische und mathe-matische Werke gedruckt. Von dem Jahre 1707 andurste die Kunst auch von Privatpersonen ausgeübt

werdeu, denn bis dahin war dieS ein Vorrecht desStaates oder des Metropoliten , und von nun annahm dieselbe einen ungewöhnlichen Aufschwung.Im Jahre 1717 veranlaßte Zaar Peter den Typogra-phen Jan van Duren im Haag, die ganze Bibel inFolio so zu drucken, daß die eine Spalte leer blieb,um die slavonische Ucbersctzung in St. Petersburg hinzufügen zu lassen. Das neue Testament wurdeauf diese Weise 1721 beendigt nnd nach St. Peters-burg gebracht, wo der Kaiser in der Alerandronew-schen Officin die slavische Uebersetzung zum hollän-dischen Terte hinzuvrucken ließ und die Eremplarean seine Großen verschenkte. DaS alte Testamentaber blieb nach deS Zaars Tode in seiner einsackenGestalt. Um das Jahr 1740 errichtete der BriteAndrew Johnson in der Vorstadt Sucsenzcha eineWerkstatt für Verbreitung von Schriften in geor-gischer Sprache. Die Originaltypcn wurden ausBeseht des gelehrten georgischen Fürsten Vatusetgegossen und 1743 unter seinen Augen die Bibelin georgischer Sprache gedruckt. Doch soll demZeugnisse Le Long's zufolge schon 1712 das Evan-gelium Matthaei als Polyglotte in acht Sprachenzu Moskau ausgeführt worden sein.

Die gegenwärtigen Osficinen sind' die Univer-sitatsdruckerei seit 1755 mit 29 Pressen, 48 Setzernund im Ganzen 150 Arbeitern; die Synodal-, Gou-vernements-, Senat-, Polizei-, Auctions - uudTheater-Druckerei, sowie die vou dem Franzosen Cemen 1809 begründete Druckwerkstatt der medi-cinisch-chirurgischen Akademie nebst vier Privat-druckereieu, worunter die von Scliwanow mit13 Pressen die bedeutendste ist. Beachtung verdientauch das von den Brüdern Johann und JoachimLazareff im Jahre 1816 begründete orientalische In-stitut, dessen Zweck ist, dem Staate Dolmetscher znliefern und für die in Armenien und Grusicn erwor-benen Provinzen Geistliche und Schullchrcr her-anzubilden. Damit ist eine armenische Druckereiverbunden, die aber bis jetzt blos Schulschriftcn,Grammatiken und Anthologicen zu Tage geförderthat. Die Gedichtsammluug, welche 1829 unter demTitelMnsen des Ararats" herausgegeben worden,scheint bis jetzt die vorzüglichste Leistung dieserPresse zu sein. Neginald Heber's Preisgedicht